Mit großen Augen blicken rund 15 Kinder auf die kleine Maus Mimi, die traurig auf einer Schaukel sitzt. Ihre Freunde, der Hund Troy und der Bär Bert, stehen vor ihr und versuchen, sie zu trösten."Sie weint, weil ihre Mitschüler gemein zu ihr waren", ruft ein kleines Mädchen aus der ersten Reihe. Alle sind sich einig: So darf man doch mit anderen nicht umgehen. Anzhelika Kovalenko und Jennifer Schartel lächeln. Die Kernbotschaft ihres Kinderbuches ist angekommen.
"Im Grunde ist es ein Integrationsbuch", sagt Autorin Anzhelika Kovalenko vom Verein Gemeinsam Europa, auch bekannt als "Lahr Hilft". "Die Idee hinter der Geschichte ist es, den Kindern zu zeigen, dass jeder Mensch wertvoll ist, egal woher er kommt", so die ukrainische Künstlerin und Pädagogin. Gemeinsam mit der deutschen Illustratorin Jennifer Schartel hat sie das Buch "Wie die Tiere Freunde fanden" geschrieben und gestaltet.
Zweisprachig erzählt
Das Besondere: Die Geschichte wird zweisprachig, auf Deutsch und auf Ukrainisch, erzählt. Dabei werden einzelne Wörter vertauscht – wer das Buch auf Deutsch liest, stolpert somit zwangsläufig über Wörter auf Ukrainisch und umgekehrt. So soll den Kindern spielerisch ein rudimentärer Wortschatz beigebracht werden. Die Autorin sieht das als große Hilfe, vor allem für Einrichtungen mit geflüchteten Kindern. Bei der ersten Kinderlesung in der Mediathek sind viele Kinder mit Migrationshintergrund vor Ort.
Sie freuen sich ganz besonders, als ihre deutschsprechenden Freunde versuchen, die ukrainischen Wörter nachzusprechen. "Derzeit beträgt der Migrationsanteil in unserer Kita 92 Prozent", sagt Alexandra Nagel von der Lotzbeck-Kita. "Alle diese Kinder haben diese Situationen vielleicht schon selbst erlebt. Dieses Thema ist in unserer Kita ein Alltagsbegleiter". Aus der Praxis heraus könne sie sagen, dass mehrsprachige Bücher „ein Schatz für die Entwicklung der Kinder“ seien.
5000 Euro Unterstützung
"Es wäre natürlich toll, die Geschichte auch in andere Sprachen zu übersetzen, um möglichst vielen Kindern zu helfen", blickt Jennifer Schartel in die Zukunft. Dafür, für eine weitere Auflage und einen professionellen Vertrieb will der Verein nach einem Verlag Ausschau halten. Damit für den Druck keine Spendengelder benötigt wurden, hatte sich der Verein für eine Vollförderung bei der Heidehof-Stiftung beworben. Diese hat das Projekt laut Verein mit 5000 Euro unterstützt. Gedruckt wurde in der Ukraine, Kovalenko holte die Bücher dort ab.
Jetzt soll das Buch kostenlos an Einrichtungen wie zum Beispiel Mediatheken, Kindergärten, Grundschulen und Geflüchtetenunterkünfte verteilt werden. Diese können per E-Mail bei der Integrationsbeauftragten Charlotte Morton, charlotte.morton@lahr.de, ein Exemplar des Buches anfragen.