Der Popart-Künstler Heiner Meyer (72) hat einst als Assistent von Salvador Dalí dessen Hand geküsst. Die Beziehung zwischen dem Surrealisten und ihm sei wie eine zwischen Großvater und Enkel gewesen, berichtete Meyer der Deutschen Presse-Agentur. Dalí habe gewollt, dass man ihm Ehrfurcht entgegenbringt. Deshalb habe er ihm zum Beispiel die Hand geküsst.
Vom Hausmeister zum Zeichenschüler
Der Bielefelder Meyer war in den 70er Jahren mit dem Auto nach Spanien gefahren und hatte dort sein Idol Dalí (1904-1989) in einem Restaurant aufgespürt, wie er berichtete. Erst überzeugte er demnach dessen Frau Gala von sich, dann den Künstler selbst - und wurde dessen Assistent.
Wie Meyer weiter schilderte, schlug Dalís Frau ihrem Mann vor, der junge Deutsche könne doch dessen Atelier in Cadaqués ordentlich halten, Hausmeistertätigkeiten übernehmen. Dalí willigte ein. Nach einigen Tagen zeigte Meyer ihm seine Arbeit, Dalí war interessiert - und sah offensichtlich Potenzial.
Harte Schule mit Weißbrot
Dalí sei einer gewesen, der wusste, wie er sich und seine Kunst vermarktet, erinnert sich der 72-Jährige. «Wenn die Kameras an waren, hatte man das Gefühl, da geht Strom in den Bart.» War das Rampenlicht nicht auf ihn gerichtet, sei der Spanier allerdings anders gewesen. «Ein absoluter Pedant, auch in seiner Arbeit.»
Monatelang habe er Meyer ein Weißbrot zeichnen lassen. «Er hat zu mir gesagt, ich müsse das Zeichnen erst einmal richtig lernen und nicht den Anspruch haben, gleich ein Jahrhundertbild zu malen.»
Pop-Art statt Surrealismus
Meyer studierte nach seiner Zeit bei Dalí an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Dann wurde er mit seiner Kunst eine deutsche Pop-Art-Größe. Die Galerie Loeser in Erfurt präsentiert ab Samstag 50 neue Werke von ihm - Ölgemälde und Skulpturen. «Ich habe meine Erfahrungen bei Dalí lange nicht in meine Arbeit einfließen lassen, die Gedanken daran jetzt aber wieder stärker zugelassen», berichtete Meyer.
Bildnachweis
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- Michael Reichel