Talkshow „Gedankenpalast

Oliver Polak plaudert im Wald

Thomas Klingenmaier
Lesezeit 3 Minuten
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18. Februar 2022
Moderator Oliver Polak (Mitte) bittet seine Gäste Yasmine M’Barek und Patrick Lindner zum Gespräch über Geld, Wut und Cancel Culture in den nächtlichen Wald.

Moderator Oliver Polak (Mitte) bittet seine Gäste Yasmine M’Barek und Patrick Lindner zum Gespräch über Geld, Wut und Cancel Culture in den nächtlichen Wald. ©Foto: BR/Gerald von Foris

Die neue Talkshow „Gedankenpalast“ mit Oliver Polak in der ARD-Mediathek und beim BR wäre gerne ganz anders als die handelsüblichen Studiorunden.

Stuttgart - Kleinlaut geht man nicht ins Rennen: „Gedankenpalast“ interpretiere das Genre der Talkshow neu, jubiliert der Bayerische Rundfunk über eine neue Plaudersendung mit Comedian Oliver Polak, für die man bundesweit vor allem via Mediathek Publikum zu finden hofft. Man habe „irritierende Elemente“ eingebaut, verspricht man. Stimmt auch.

Modell Glückskeks

Polak und zwei Gäste – in der Auftaktsendung die Journalistin Yasmine M’Barek und der Schlagersänger Patrick Lindner – sitzen in feste Kleidung eingemummt nachts im zuvor finsteren, nun scheinwerferdurchstrahlten Forst. Ein Hundewelpe versucht, auf Lindners Schoß einzupennen, wird aber schon mal wie eine kalt gewordene Wärmeflasche herumgereicht. Ein ebenfalls als Lebenddeko eingespannter Pfau kreischt ins Gespräch hinein, und eine herabschwebende Glitzerkugel gibt alle zehn Minuten Loskugeln frei, die glückskeksartig je einen Zettel mit dem Stichwort für die nächsten paar Minuten bergen: „Geld“, „Wut“, „Worte“ oder auch mal „Cancel Culture“.

Kumpelhaftes Plaudern, durchsetzt von wohlmeinender Stichelei, liegt Polak. Das hat er im Netflix-Format „Your Life is a Joke“ bewiesen, für das er andere Künstler einen Tag lang durch deren Leben begleitet hat. „Gedankenpalast“ will nun, das ist eigentlich ein prima Ansatz, die großen Themen mit den kleinen verknüpfen, die Abstraktion mit der Anekdote. Und nicht in Profilierungsstreitigkeiten ausarten, sondern eine intimere, offenere Gesprächsatmosphäre bieten. Vom hehren Ansatz bleiben vor allem extreme Verkrampfung und verquälte Zickigkeit beim Versuch, ganz anders zu sein.

Spontaner Brüllwettbewerb

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Der wuchtig ausbauchende Oliver Polak ist kein Dressman-Typ, er stellt für jeden Übergrößen-Schneider eine Herausforderung dar. In „Your Life is a Joke“ latscht er darum in legeren Klamotten mit Jennifer Weist, Nura und Christian Ulmen mit, das gibt dem Format ein wenig von der Aura semiprofessioneller Youtube-Produktionen: Man muss mithin nicht unbedingt Staatstragendes befürchten. Für „Gedankenpalast“ hat Polak sich schon für den Vorspann in schrille Kostümpartyfummel gezwängt, in der Auftaktfolge sitzt er danach in der Mönchskutte da. Das gibt jene Art Versprechen auf Unkonventionelles ab, die einen zu Recht sehr konventionelle Versuche des Flippigseins befürchten lassen. Zum Stichwort Wut gibt es etwa einen spontanen Brüllwettbewerb, ohne sonderliche Rücksicht auf den Hundewelpen natürlich. Man möchte aber doch gerade Zuschauer einer Talkshow sein und nicht Aufsichtsperson einer Kindergartenparty für Volljährige.

Bei Polak darf man auch mal schlimme Worte sagen, das soll den Eindruck sympathischer Ehrlichkeit erwecken. Polak offenbart, eine Lieblingsbeschimpfung von ihm sei „Du wertloses Stück Scheiße“. Denn: „Damit beleidigst Du niemanden.“ Neben solchen erstaunlichen Einschätzungen kann man auch flottes Denglisch mitnehmen: „Es ist für mich jedes Mal unfassbar Anxiety“, erläutert M’Barek ihr Verhältnis zur Steuererklärung. Und Lindner rückt auf die Frage, ob er denn reich sei, alles philosophisch zurecht: „Wann ist man denn reich? Also, ich bin reich an Erfahrung.“ Dafür hätte es dann aber jede normale Studiokulisse auch getan.

Gedankenpalast. ARD-Mediathek. Bislang eine Folge abrufbar.

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