Kulturkolumne

Neue Sheriffs sind im Land

Dietrich Mack
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21. February 2025
Dietrich Mack

Dietrich Mack ©privat

Wenn der US-Präsident im Stil von Westernhelden für Recht und Ordnung sorgen will, bleibt auch die Kultur nicht verschont. Prominentes Beispiel dafür ist das bunte Programm des „John F. Kennedy Center for the Performing Arts“ in Washington.

Als ich kürzlich frustriert und entsetzt von all den schlechten Nachrichten Trost in einem alten Buch suchte, las ich in der berühmten Zeitschrift „Athenaeum“ einen Satz des mit Goethe befreundeten Kulturphilosophen Friedrich Schlegel: „Wo Politik ist oder Ökonomie, da ist keine Moral“. Eine Behauptung wie ein Schlag mit einer schweren Spaltaxt. Sie gilt sicher nicht für alle Politiker und Unternehmer in der Geschichte und Gegenwart, aber sie ist von höchster Aktualität, wenn man an Donald Trump und Elon Musk denkt.

Rauchende Colts

Beide regeln gerade die Welt nach ihren Vorstellungen und ihrem Willen. Mit executive orders, die wir woke Europäer nicht für möglich gehalten haben, krempelt Trump Amerika um, mit Begnadigungen Krimineller und Säuberungen, die an die finsteren Zeiten von Joe McCarthy erinnern. „A new sheriff is in town“. Überall ist angeschlagen:„Wanted“. Man sieht und riecht bei beiden Sheriffs die rauchenden Colts aus den Western, die wir in unserer Jugend liebten.

Wie Gary Cooper und John Wayne sorgen sie für Recht und Ordnung, in den großen und kleinen Dingen. Selbst Papierstrohhalme werden per Dekret verboten und der Penny wird abgeschafft. Das Ausland erschrecken sie mit Drohungen, bei denen uns das Lachen im Halse stecken bleibt: Der Gazastreifen soll zu einem riesigen Mar-a-Lago kolonisiert, Grönland als 51. und Panama als 52. Bundesstaat einverleibt werden, wenn es den Kanal nicht freiwillig hergibt. Falls nötig, werden die Bewohner umgesiedelt, die 56.000 Grönländer in warme Golfgefilde.

Das Schicksal Europas? Zunächst mahnen uns die Abgesandten, die Werte der Demokratie zu achten, richtig rechts zu wählen. Trumps besondere Fürsorge gilt dabei Deutschland, dem Land seiner Väter. Über Krieg und Frieden in den Kleinstaaten werden die Großmächte im Wüstensand einen Deal machen. Dealen geht vor schießen – das immerhin unterscheidet die neuen Helden von den alten Westernhelden. Wenn sie auf Erden alles geregelt haben, werden Mond und Sterne folgen. Ihre Spione sind schon unterwegs. Geld spielt keine Rolle.

Kultur in Gefahr

Vor dieser neuen schönen Welt, glaubte ich, sei wenigstens die Kultur in Amerika geschützt. Welch ein Irrtum. Nun säubern sie auch das lebendige „John F. Kennedy Center for the Performing Arts“ in Washington mit seinen zwei Millionen Besuchern im Jahr. Seit 1971 werden dort in der großen Concert Hall und auf sieben weiteren Bühnen Konzerte, Shows, Filme, Ausstellungen, Kurse jeglicher Art geboten, viele davon bei freiem Eintritt. Die Programme sind bunt gemischt, experimentell, traditionell, crossover, weltoffen, Dragshows neben Weltstars wie dem Pianisten Seong-Jin Cho aus Südkorea.

Ohne Migranten könnte dieses Center, könnten fast alle Orchester, Tanzkompanien, Opernhäuser in Amerika (und auch bei uns) dichtmachen. Trump hat den Vorsitz des Kennedy-Centers übernommen, das Board ausgewechselt und lässt von dem Hardliner Richard Grenell das Programm säubern. Er selbst hat das Center nie betreten.

Diesen politischen Einfluss hat er bei den anderen weltberühmten amerikanischen Kultureinrichtungen nicht. Hoffentlich werden sie unabhängig bleiben. Garantiert aber ist nichts.

Mehr als die Hälfte aller Amerikaner haben diesen Sheriff in freien Wahlen gewählt, weil er versprach, Amerika groß, schön und vor allem sicher zu machen. Versprochen wird viel, besonders im Wahlkampf und nicht nur in Amerika. „Ich hoffe immer noch, dass es nicht so schlimm kommt, wie es ist“ (Karl Valentin).

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