Freigeist der Kunst geht ins Gefängnis
Kurz vor dem Umbau wird das alte Offenburger Gefängnis an der Grabenallee zur Kunsthalle. Was die Besucher bei den ersten Kunsttagen Offenburg vom 12. bis 21. April erwartet, erläutert Organisator und Kurator Hugo Näger von der Offenburger Galerie Hagen im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse.
Die ersten Kunsttage Offenburg – ein ambitioniertes Projekt, das man sicher nicht so aus dem Ärmel schüttelt.
Hugo Näger: Sie vermuten richtig. Ein Projekt in dieser Dimension mit über 30 Künstlern/innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen bedarf einer umfassenden Planung und umsichtigen Organisation. Eine jahrelange Erfahrung als Kurator und Galerist sowie ein weitverzweigtes Netzwerk in die Künstlerszene und die erfreuliche Zusammenarbeit mit einem professionellen Team sind die Voraussetzungen für diese ungewöhnliche Kunstpräsentation im alten Gefängnis. Die ersten Arbeitsgespräche begannen schon Mitte August 2012. Doch ohne das wohlwollende Okay der neuen Besitzer bliebe alles nur eine gute Idee.
Was hat Sie dazu bewogen – abgesehen vom Blick auf das alte Gefängnis? Hat Ihnen etwas in der Offenburger/Ortenauer Kulturszene gefehlt?
Näger: Die Offenburger/ Ortenauer Kulturszene ist sehr lebendig. Doch eingekeilt zwischen die kulturellen Hochburgen Freiburg, Straßburg und Baden-Baden muss Offenburg immer wieder seine kulturelle Innovationskraft beweisen. Daher möchte ich mit den ersten Kunsttagen Offenburg ein weiteres, neues und eigenständiges Format entwickeln und für unsere Region etablieren.
Warum diese Bandbreite von Bildender Kunst über Tanz bis Film?
Näger: Die vielfältigen Interessen der Ortenauer Bürgerinnen und Bürger verlangen nach einer vielfältigen Präsentation von Kunstformen. Diese unterschiedlichen Kunstformen an einem ungewöhnlichen Ort zu bündeln, verspricht mit Sicherheit für alle Besucherinnen und Besucher nicht nur einen plötzlichen Perspektivenwechsel, sondern auch erstaunliche emotionale Berührungspunkte und viele überraschende Begegnungen.
Geplant sind zwei Ausstellungen: einmal Fotografie über das Gefängnis in Ihrer Galerie und »andere« Kunst im Gefängnis. Warum nicht andersherum?
Näger: Welch ein Zufall. Das alte Gefängnis liegt nur einen Steinwurf entfernt von meiner Galerie in der Schlossergasse. So ist es möglich, beide Örtlichkeiten durch ein Dialogkonzept zu verbinden. Die Fotografien von Daniel Schlindwein und Klaus Hohnwald zeigen einen letzten Blick auf das alte Gefängnis und dokumentieren damit ein Stück Offenburger Stadtgeschichte in der Galerie Hagen. Die Idee, das bedeutungsschwere Areal mit dem Freigeist der Kunst zu konfrontieren, ist zugleich reinigender Abschluss des Alten und hoffnungsvoller Neustart für die künftige Nutzung.
Ihre Gästeliste weist klangvolle Namen auf – wie haben Sie die Künstler für dieses Projekt begeistern können? »Alte« Bekannte von Ihnen – zumindest was die Bildenden Künstler betrifft?
Näger: Der Altersunterschied zwischen dem jüngsten und dem ältesten Künstler beträgt über 50 Jahre. Neben herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der Region habe ich auch hoffnungsvolle junge Talente eingeladen. Ebenso zeigt die Teilnehmerliste international agierende Künstler, die gerne bereit waren, hier in Offenburg mitzuwirken. Die erfrischende Mischung dieser vielen künstlerischen Potenziale präsentieren zu dürfen, ist sicherlich für jeden Kurator eine inspirierende und freudvolle Aufgabe.
Zwei Veranstaltungen sind dem Verein »Frauen helfen Frauen«, Träger des Offenburger Frauenhauses, gewidmet – wie kam es zu dieser Unterstützung?
Näger: Von Anfang an gab es den Gedanken, mit diesem neuen Format auch unterschiedlichste gesellschaftliche Aktivitäten in Offenburg zu vernetzen. Die Idee der Unterstützung von »Frauen helfen Frauen« kam von zwei Künstlern aus der Region. Axel Kummerlöwe organisiert einen Poetryslam und Norbert Feger zeigt einen Film von Markus Vetter – »Das Herz von Jenin«.
Alle übrigen Veranstaltungen sind frei – wer finanziert dieses Projekt?
Näger: Natürlich ist ein Projekt in dieser Größenordnung nicht alleine aus der Galeriearbeit zu finanzieren. Und natürlich gibt es in der Ortenau auch für neue innovative Konzepte verlässliche Ansprechpartner, die sich der Kultur verpflichtet fühlen. So ist nicht nur Oberbürgermeisterin Schreiner von der Idee und dem Potenzial der ersten Kunsttage Offenburg überzeugt. Auch verschiedenste Sponsoren unterstützen mit ihrem Engagement das neue Format. Daher ist es möglich, die meisten Veranstaltungen mit freiem Eintritt anzubieten und somit für alle Bürgerinnen und Bürger ein kulturell vielfältiges und anspruchsvolles Angebot offenzuhalten. Nicht zuletzt sind es aber die Künstlerinnen und Künstler, die mit ihrer Großzügigkeit den entscheidenden Beitrag leisten.
Das Programm der ersten Kunsttage Offenburg
Freitag, 12. April: 19 Uhr musikalische Einstimmung von Nadia Birkenstock, 19.30 Uhr Eröffnung durch Oberbürgermeisterin Edith Schreiner, Einführung durch Heinrich Niederer.
Samstag. 13. April: 11 Uhr Einführung zur Medieninstallation der Hochschule Offenburg unter Leitung von Götz Gruner, 12 Uhr Künstlergespräche, 19 Uhr Lesung »Liebeslyrik von Eichendorff bis W. Busch« von Doris Wolters (SWR 2), begleitet von Helmut Lörscher am Klavier.
Sonntag, 14. April: 14.30 bis 15 Uhr Tanzperformance der Dans Compagnie Limburg, 16 Uhr Lesung von Joe Bausch, 19.30 bis 20 Uhr und 20.30 bis 21 Uhr Tanzperformance der Dans Compagnie Limburg
Montag, 15. April: 19 Uhr Filmvorführung »Das Herz von Jenin« (Eintritt, Erlös für Frauenhaus).
Dienstag, 16. April: 19 Uhr Lesung von José F. A. Oliver.
Mittwoch, 17. April: 19 Uhr Jazz mit Band Kook.
Donnerstag, 18. April: 19 Uhr Poetry Slam, moderiert von Axel Kummerlöwe (Eintritt, Erlös für Frauenhaus).
Freitag, 19. April: 19 Uhr offener Abend der Galerie Hagen.
Samstag. 20. April: 11 Uhr End-Präsentation Licht der Hochschule Offenburg mit Linda Kunath-Ünver und Jenny Fuchs, 14 Uhr Künstlergespräche, 14.30 bis 15 Uhr, 16 bis 16.30 Uhr sowie 17 bis 17.30 Uhr Tanzperformance der Dans Compagnie Limburg, 19 Uhr Pop-Musik mit Band Color Ones.
Sonntag, 21. April: 11 Uhr Klavier-Matinee mit Schülerinnen und Schülern des Grimmelshausen-Gymnasiums (Erlös für neuen Flügel).
Die Kunstausstellung ist täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Bewirtung ist täglich von 13 bis 21 Uhr, am Wochenende von 11 bis 21 Uhr. Die Kunstschule Offenburg lädt vom 14. bis 19. April täglich von 15 bis 18 Uhr ins offene Atelier ein.
Kurz vor dem Umbau wird das alte Offenburger Gefängnis an der Grabenallee zur Kunsthalle. Was die Besucher bei den ersten Kunsttagen Offenburg vom 12. bis 21. April erwartet, erläutert Organisator und Kurator Hugo Näger von der Offenburger Galerie Hagen im Gespräch mit der Mittelbadischen Presse.
Die ersten Kunsttage Offenburg – ein ambitioniertes Projekt, das man sicher nicht so aus dem Ärmel schüttelt.
Hugo Näger: Sie vermuten richtig. Ein Projekt in dieser Dimension mit über 30 Künstlern/innen aus den unterschiedlichsten Disziplinen bedarf einer umfassenden Planung und umsichtigen Organisation. Eine jahrelange Erfahrung als Kurator und Galerist sowie ein weitverzweigtes Netzwerk in die Künstlerszene und die erfreuliche Zusammenarbeit mit einem professionellen Team sind die Voraussetzungen für diese ungewöhnliche Kunstpräsentation im alten Gefängnis. Die ersten Arbeitsgespräche begannen schon Mitte August 2012. Doch ohne das wohlwollende Okay der neuen Besitzer bliebe alles nur eine gute Idee.
Was hat Sie dazu bewogen – abgesehen vom Blick auf das alte Gefängnis? Hat Ihnen etwas in der Offenburger/Ortenauer Kulturszene gefehlt?
Näger: Die Offenburger/ Ortenauer Kulturszene ist sehr lebendig. Doch eingekeilt zwischen die kulturellen Hochburgen Freiburg, Straßburg und Baden-Baden muss Offenburg immer wieder seine kulturelle Innovationskraft beweisen. Daher möchte ich mit den ersten Kunsttagen Offenburg ein weiteres, neues und eigenständiges Format entwickeln und für unsere Region etablieren.
Warum diese Bandbreite von Bildender Kunst über Tanz bis Film?
Näger: Die vielfältigen Interessen der Ortenauer Bürgerinnen und Bürger verlangen nach einer vielfältigen Präsentation von Kunstformen. Diese unterschiedlichen Kunstformen an einem ungewöhnlichen Ort zu bündeln, verspricht mit Sicherheit für alle Besucherinnen und Besucher nicht nur einen plötzlichen Perspektivenwechsel, sondern auch erstaunliche emotionale Berührungspunkte und viele überraschende Begegnungen.
Geplant sind zwei Ausstellungen: einmal Fotografie über das Gefängnis in Ihrer Galerie und »andere« Kunst im Gefängnis. Warum nicht andersherum?
Näger: Welch ein Zufall. Das alte Gefängnis liegt nur einen Steinwurf entfernt von meiner Galerie in der Schlossergasse. So ist es möglich, beide Örtlichkeiten durch ein Dialogkonzept zu verbinden. Die Fotografien von Daniel Schlindwein und Klaus Hohnwald zeigen einen letzten Blick auf das alte Gefängnis und dokumentieren damit ein Stück Offenburger Stadtgeschichte in der Galerie Hagen. Die Idee, das bedeutungsschwere Areal mit dem Freigeist der Kunst zu konfrontieren, ist zugleich reinigender Abschluss des Alten und hoffnungsvoller Neustart für die künftige Nutzung.
Ihre Gästeliste weist klangvolle Namen auf – wie haben Sie die Künstler für dieses Projekt begeistern können? »Alte« Bekannte von Ihnen – zumindest was die Bildenden Künstler betrifft?
Näger: Der Altersunterschied zwischen dem jüngsten und dem ältesten Künstler beträgt über 50 Jahre. Neben herausragenden Künstlerpersönlichkeiten der Region habe ich auch hoffnungsvolle junge Talente eingeladen. Ebenso zeigt die Teilnehmerliste international agierende Künstler, die gerne bereit waren, hier in Offenburg mitzuwirken. Die erfrischende Mischung dieser vielen künstlerischen Potenziale präsentieren zu dürfen, ist sicherlich für jeden Kurator eine inspirierende und freudvolle Aufgabe.
Zwei Veranstaltungen sind dem Verein »Frauen helfen Frauen«, Träger des Offenburger Frauenhauses, gewidmet – wie kam es zu dieser Unterstützung?
Näger: Von Anfang an gab es den Gedanken, mit diesem neuen Format auch unterschiedlichste gesellschaftliche Aktivitäten in Offenburg zu vernetzen. Die Idee der Unterstützung von »Frauen helfen Frauen« kam von zwei Künstlern aus der Region. Axel Kummerlöwe organisiert einen Poetryslam und Norbert Feger zeigt einen Film von Markus Vetter – »Das Herz von Jenin«.
Alle übrigen Veranstaltungen sind frei – wer finanziert dieses Projekt?
Näger: Natürlich ist ein Projekt in dieser Größenordnung nicht alleine aus der Galeriearbeit zu finanzieren. Und natürlich gibt es in der Ortenau auch für neue innovative Konzepte verlässliche Ansprechpartner, die sich der Kultur verpflichtet fühlen. So ist nicht nur Oberbürgermeisterin Schreiner von der Idee und dem Potenzial der ersten Kunsttage Offenburg überzeugt. Auch verschiedenste Sponsoren unterstützen mit ihrem Engagement das neue Format. Daher ist es möglich, die meisten Veranstaltungen mit freiem Eintritt anzubieten und somit für alle Bürgerinnen und Bürger ein kulturell vielfältiges und anspruchsvolles Angebot offenzuhalten. Nicht zuletzt sind es aber die Künstlerinnen und Künstler, die mit ihrer Großzügigkeit den entscheidenden Beitrag leisten.
Das Programm der ersten Kunsttage Offenburg
Freitag, 12. April: 19 Uhr musikalische Einstimmung von Nadia Birkenstock, 19.30 Uhr Eröffnung durch Oberbürgermeisterin Edith Schreiner, Einführung durch Heinrich Niederer.
Samstag. 13. April: 11 Uhr Einführung zur Medieninstallation der Hochschule Offenburg unter Leitung von Götz Gruner, 12 Uhr Künstlergespräche, 19 Uhr Lesung »Liebeslyrik von Eichendorff bis W. Busch« von Doris Wolters (SWR 2), begleitet von Helmut Lörscher am Klavier.
Sonntag, 14. April: 14.30 bis 15 Uhr Tanzperformance der Dans Compagnie Limburg, 16 Uhr Lesung von Joe Bausch, 19.30 bis 20 Uhr und 20.30 bis 21 Uhr Tanzperformance der Dans Compagnie Limburg
Montag, 15. April: 19 Uhr Filmvorführung »Das Herz von Jenin« (Eintritt, Erlös für Frauenhaus).
Dienstag, 16. April: 19 Uhr Lesung von José F. A. Oliver.
Mittwoch, 17. April: 19 Uhr Jazz mit Band Kook.
Donnerstag, 18. April: 19 Uhr Poetry Slam, moderiert von Axel Kummerlöwe (Eintritt, Erlös für Frauenhaus).
Freitag, 19. April: 19 Uhr offener Abend der Galerie Hagen.
Samstag. 20. April: 11 Uhr End-Präsentation Licht der Hochschule Offenburg mit Linda Kunath-Ünver und Jenny Fuchs, 14 Uhr Künstlergespräche, 14.30 bis 15 Uhr, 16 bis 16.30 Uhr sowie 17 bis 17.30 Uhr Tanzperformance der Dans Compagnie Limburg, 19 Uhr Pop-Musik mit Band Color Ones.
Sonntag, 21. April: 11 Uhr Klavier-Matinee mit Schülerinnen und Schülern des Grimmelshausen-Gymnasiums (Erlös für neuen Flügel).
Die Kunstausstellung ist täglich von 11 bis 21 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei. Bewirtung ist täglich von 13 bis 21 Uhr, am Wochenende von 11 bis 21 Uhr. Die Kunstschule Offenburg lädt vom 14. bis 19. April täglich von 15 bis 18 Uhr ins offene Atelier ein.