Das Stück hat sofort gefesselt
Für „Richard und Rosa – Eine Liebe in finsterer Zeit“ hat die „Junge Theaterakademie“ am Grimmelshausen-Gymnasium Offenburg den Landesamateurtheaterpreis beim Preisträgerfestival des LABW in Pforzheim überreicht bekommen. „Sofort gefesselt“ sei man vom eingereichten Stück gewesen, begründete die Jury ihre Entscheidung. Hervorgehoben wurde der hohe Grad der Beteiligung der Jugendlichen: „Gemeinsam wurde recherchiert, eine Geschichte geschrieben und inszeniert.“
Dass sich die Junge Theaterkademie bewerben konnte, war den neuen Regularien zu verdanken. Früher musste das Stück komplett gezeigt werden, inzwischen reicht eine Sequenz. „Das ganze Stück zu zeigen, ist nicht realistisch“, erläutert Theaterlehrer Paul Barone. Nicht nur, dass fürs Schultheater die nächste Premiere ansteht – die Akteure zieht es nach dem Abi weg.
Es gelang, mit 20 Schauspielern und vier Erwachsenen – Paul Barone, seine Frau Cornelia, Ellen Mundinger, um die Geschichte deren Eltern sich das Stück dreht, sowie Jan Eslinger (Musik) – nach Pforzheim zu fahren. Aber: „Zwei Hauptrollen mussten wir umbesetzen.“ Einer der Hauptdarsteller und ein weiterer studieren Schauspiel in Freiburg und hatten eigene Aufführungen. Kira, die in Berlin Schauspiel studiert, konnte erst am Samstag mitproben und musste am Sonntag schon wieder fahren. Ein weiterer Abiturient weilt in den USA. Deshalb hat Paul Barone die 20-minütige Sequenz mit dem sogenannten Gefühlschor von elf auf neun Akteure reduziert. „Wir hatten ein Video zusammengeschnitten mit den Szenen, die zur Aufführung kamen“, berichtet er. Das bekamen alle, um sich auf die Generalprobe vorzubereiten. Es sei erstaunlich, wie leicht es war, das Stück nach zwei Jahren wieder hervorzuholen: „Es heißt oft, ein Stück ist im Körper drin: Das trifft zu!“
Der Gefühlschor zeigt das innere Leben von Rosa. Es geht nicht nur um physische Gewalt. „Vieles wird verdeckt, nicht erkannt, mitgetragen, selbst von den Opfern.“ Denn das System beruhte darauf, dass welche drin, andere draußen seien. „Es ist ein Prozess, das zu erkennen“, sagt Barone. Mit dem an der wahren Geschichte orientierten Stück wollte er den Blick schärfen, „um die Machtstrukturen zu durchschauen, denen wir ausgesetzt sind“. Barone geht es darum, mit der Theatergruppe Bewusstsein für ein stärkendes Gemeinschaftserleben zu schaffen. Dass drei Schüler Schauspieler werden, sei nicht sein Ziel gewesen: „Es ist kein einfacher Beruf – aber wir haben trotzdem gemeinsam fürs Vorspiel geprobt.“
Der Preis wird alle zwei Jahre ausgeschrieben. Beworben habe man sich mit „Vision Freiheit“ sowie „Richard und Rose“. Davor sei „Robin Hood“ nominiert gewesen.
INFO: Als Nächstes führt die Theaterakademie „Artus“ am 23., 24. und 25. November, jeweils 19 Uhr, in der Reithalle, auf.