Die Song Slams haben hierzulande schon längst Fuß gefasst und ziehen ein altersübergreifendes Publikum an. Song Slams sind den Poetry Slams ähnlich: hochwertige Wettstreite unter Künstlern, in Interaktion mit dem Auditorium – wobei das letztere seine(n) Sieger auswählt. Es dürfen nur eigene Lieder (Text und Musik unabhängig von Genre) vorgetragen werden. Die jeweilige Vortragszeit beträgt um die 5 bis 7 Minuten. Die Moderatoren sind Slam-Profis, die wesentlich zur lebhaften Atmosphäre und humorvollen Ausprägung solcher Veranstaltungen beitragen – so auch in Kehl die vorwitzige Paula Höll.
Kameradschaftlich
Dieses Mal waren es im Kulturhaus sechs junge Musiker, die in einem kameradschaftlichen und mit wenig Ego behafteten Wettstreit mit ihren Darbietungen um die Gunst der Zuschauer warben: Frani, MoeX, Okami, In Volo, Findus und Edu Swarley (Künstlernamen). Alle hatten von jung auf schon ein Instrument oder auch mehrere gelernt, manche sangen in Chören oder haben jahrelang Gesangunterricht bekommen. Mit Komponieren begannen sie alle früh.
Frani punktete an dem Abend mit ihrem durch Stimmbildung (Oper) geschliffenen, wunderschönen Gesangsstil, dem Klavier- und Gitarrenspiel und ihren sensiblen Songs, über Liebe, Verlust und Verletzung, aber auch mit kritischen, sozial-politischen Botschaften.
Edu Swarley warb für sich mit seinem Entertainer-Talent und schwindelerregenden Rap-Texten, feinfühlig und mit sehr schönen Songs beglückte die Zuhörer auch der Schweizer In Volo.
Der noch sehr junge Freiburger Hiphopper und Beatboxer Okami wurde bejubelt für seine Darbietungen, in denen er nach innen ging und völlig eins mit seiner Musik wurde. Eine sehr tiefe Stimme, sein sicheres Beatboxing, aber auch wie geschmeidig er sich beim Rappen bewegte, faszinierten viele Zuhörer. Bei Findus wurde das Auditorium noch hellhöriger und beförderte sie in die letzte Runde, denn sie beeindruckte mit einer sehr geschliffenen, reifen Stimme und prägnanten Songs mit kritischer, sozial-politischer Botschaft (unter anderem über die letzte Wahl). „Ich schreibe Songs, die die Menschen dazu ermutigen sollen, für die Gesellschaft aktiv zu werden. Und auch Songs, die die Menschen auffangen wollen, welche vielleicht vom Zustand der Welt sehr erschüttert sind“, erklärte sie auf der Bühne.
MoeX haute allerdings die Zuhörerschaft schlicht und einfach um mit ihren souveränen Auftritten als Hiphopperin und Rapperin. Ihre Songs haben prägnante und vielschichtige Lyrics, mit sozialpolitischer und existentieller Thematik. MoeX wurde zur Siegerin des Abends gekürt und wurde regelrecht vom Publikum gefeiert.
Es machte die älteren Kulturliebhaber zuversichtlich und es beglückte einen geradezu, solch großes Talent, Tiefe, Reife und einen sozialpolitischen kritischen Geist bei den Künstlern aus der Generation Z (zwischen 1995 und 2010 geboren) zu erleben. Die Bescheidenheit und der Gemeinschaftssinn und die Freundlichkeit, mit der die jungen Kreativen sich präsentierten, gewannen die Herzen des Publikums. Und somit waren sie alle Sieger des Abends.