Vor drei Jahren, am 24. Februar 2022, hat Russland die Ukraine angegriffen. Zu diesem Jahrestag lud die Flüchtlingshilfe Kehl am Montag zu einer Kundgebung vor der Friedenskirche ein. Auf den Pflastersteinen war mit farbiger Kreide eine Karte der Ukraine aufgemalt, die von brennenden Kerzen umrahmt war. Auf einer Collage aus Zeichnungen und Illustrationen von Geflüchteten war der Schmerz, aber auch die Hoffnung auf den Frieden dargestellt.

Zur Kundgebung aufgerufen hatte die Medizinstudentin und Fotografin Margarita Koshyl, die während der ersten Tage des Krieges an der ukrainisch-polnischen Grenze auf Kehler Flüchtlingshelfer traf und durch sie nach Kehl gekommen ist.

Zug durch die City

Eröffnet wurde die Gedenkkundgebung mit einem Umzug durch die Stadtmitte, bei dem viele Frauen und Kinder die gelb-blauen Landesfahnen um ihre Schultern gebunden hatten. Vorweg ging Margarita Koshyl mit einer Musikbox und die Menge begleitete sie dazu mit bekannten ukrainischen Liedern aus ihrer Heimat.

Während ihrer anschließend vor der Friedenskirche auf Ukrainisch und Deutsch gehaltenen Ansprache dankte Koshyl allen Anwesenden, die sie organisatorisch unterstützt hatten – darunter viele Ehrenamtliche. Ein Dank für die Aufnahme ihrer Landsleute und für jedwede Hilfe ging an Deutschland und die deutsche Bevölkerung. Danach berichtete die junge Frau von den schwierigen Zeiten in ihrer Heimat und wie sie und die Menschen ihrer Umgebung vor drei Jahren morgens um 5 Uhr durch den Einschlag von Raketen überrascht worden waren. "Wir wussten nicht, ob wir den Tag überleben", erzählte sie – mit den Tränen kämpfend.

Realität in der Ukraine

Nach der Nationalhymne und einer Schweigeminute stellte Martin Kujawa die in Kehl frisch gegründete Deutsch-Ukrainische Gesellschaft Ortenau (DUGO) vor. An einem Infostand konnte man sich eingehend über den Verein informieren und einen Blick in zahlreiche Bücher werfen. Man erfuhr Geschichten von Menschen, die den Kontakt zu Zivilisten, Soldaten sowie medizinischen Fachkräften in der Ukraine halten, und die erzählten, wie die Realität in der Ukraine aussieht, die für viele Kehler sehr weit entfernt ist.

Umrahmt wurden die Ansprachen von Auftritten des Cellisten Stas Fektes aus Charkiw, ein Meister seines Instrumentes, der Sängerin Lilia aus der Region Poltawa, eines Geigers aus der Region Donezk/Kyjiw und eines Akkordeonisten aus Charkiw, beide noch im Kindesalter. In ihrer Musik spiegelten sich die Trauer und der Schmerz, aber auch Hoffnung und Kampfgeist wider.

Gemeinsam Lieder angestimmt

Anschließend wurde die Veranstaltung in der Friedenskirche fortgeführt, wo das kulturelle Programm mit "Freude schöner Götterfunken", gespielt von der Musikkapelle der Stadt Kehl, eröffnet wurde. Später wurde das berühmte ukrainische Lied “Chervona Kalyna” a capella angestimmt.

Ein Video vermittelte beim Schlusslied “Du bist meine Ukraine” das Leben der hier in der Stadt Kehl lebenden Ukrainer und die Unterstützung durch Ehrenamtliche und zeigte Sequenzen der zahlreichen Projekte, die während des bisher dreijährigen Krieges in Kehl und Umgebung durchgeführt wurden. Am Ende sprachen Vertreter von ukrainischen und deutschen Kirchen ein kurzes Friedensgebet, um in diesen schwierigen Zeiten Hoffnung zu geben.