Mit einem großen Kran wurden die Container des Kehler Kälteschutzes abgebaut und verladen. Mit 1177 Übernachtungen erreichte das Angebot in der zurückliegenden Wintersaison 2024/2025 einen neuen Höchstwert. Das schreibt die Stadt Kehl in einer Pressemitteilung. „Alle fünf Container waren fast durchgehend belegt“, berichtet Gabriele Gröger, Leiterin des Diakonischen Werks in Kehl und Achern. Die Übernachtungsgäste stammten aus neun verschiedenen Nationen und deckten eine Altersspanne von 24 bis 69 Jahren ab.

Weniger Frauen

Zurückgegangen sei allerdings die Zahl der Nutzerinnen. „Obwohl die Zahl der Frauen im Café Kanne steigt, spiegelt sich das nicht im Kälteschutz wider“, sagt Gabriele Gröger. Unter den 26 Gästen, die die Übernachtungsmöglichkeit in den Wintermonaten nutzten, waren 23 Männer, aber nur drei Frauen.

Den Kälteschutz für freiwillig obdachlose Menschen gibt es seit 2021 in Kehl. Die Firma Algeco hat der Stadt erneut die Kälteschutz-Container samt Betten und Matratzen sowie Sanitäranlagen unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Finanziell unterstützt wird das Angebot von der Sparkasse Hanauerland, der Volksbank Bühl sowie von der Lotte-und-Dieter-Klumpp-Stiftung. Das Landratsamt bezuschusste die beim Diakonischen Werk angesiedelte Personalstelle für den Schließdienst.

Wer im Kälteschutz übernachten will, muss sich im Café Kanne im Gemeindehaus der Sankt-Johannes-Nepomuk-Gemeinde anmelden. Zwei der fünf Container sind üblicherweise für Frauen reserviert. „Aufgrund der niedrigen Nutzerinnenzahl haben wir einen der beiden Container bei Bedarf für männliche Gäste geöffnet“, erläutert sie. Sie führt diese Entwicklung auf ein mangelndes Sicherheitsgefühl der Frauen zurück. Denn: Die Container lassen sich nicht von innen abschließen.

Kleine Familie

„Zusammen mit dem Diakonischen Werk möchten wir genau analysieren, wie wir die Bedingungen für die Menschen vor Ort verbessern können“, informiert indes Jannate Hammerstein, Leiterin des städtischen Bereichs Sozialwesen. „Vom Betriebshof über den kommunalen Ordnungsdienst bis hin zu den Hausmeistern trägt jeder seinen Teil dazu bei, dass die Obdachlosen in Kehl besser geschützt sind.“ Von den Nutzern, die kommen, erfahren Gabriele Gröger und ihr Team große Dankbarkeit. „Wir sind zu einer kleinen Familie zusammengewachsen“, freut sich Nadine Jamieson.

Die Container sind eine Übernachtungsmöglichkeit, keine Verweilstätte. Sie stehen nur für die Nacht offen. In Ausnahmefällen, etwa wenn ein Arzt die medizinische Notwendigkeit attestiert, können Gäste auch tagsüber in ihrem Kälteschutzcontainer bleiben. „Ich bin sehr froh, dass es das Angebot gibt“, sagt einer der Gäste, der 111 Nächte in einem der fünf beheizten Container verbracht hat. Der 33-Jährige war einer der ersten, der einem wohnungslosen Menschen im Rollstuhl dabei half, im Kälteschutz zu übernachten.