Die Konzertreihe der Gesangsklasse von Monika Mauch beginnt langsam zu einer für Kehl bereichernden Tradition zu werden. Die Sopranistin unterrichtet Barockgesang am Straßburger Conservatoire de la musique et de la danse und an der Haute Ècole des arts du Rhin. In Kooperation mit dem Bezirkskantorat wird ihren jungen Schülern in der Christuskirche die Möglichkeit geboten, erste Erfahrungen mit öffentlichen Auftritten im Ausland zu bekommen. So erfreuten sie am Sonntag wieder das Publikum mit einem auserlesenem Repertoire aus der Barockepoche. Die sehr talentierten Sängerinnen und Sänger wurden von nicht minder begabten Instrumentalisten der Alte-Musik-Abteilung des Conservatoire begleitet.

Louis Guilleux eröffnete an der Orgel das Konzert mit der makellos gespielten „Es-Dur-Triosonate BWV 525“ (erster Satz) von Johann Sebastian Bach. Darauf sang der Tenor Benoît Zwingelstein „Lagrime mie aus Diporti di Euterpe“ von Barbara Strozzi und überzeugte mit seiner nuancierten Vortragsart - er wurde vom Himawari Honda am Cembalo begleitet.

Das „Praeludium und Fuge g-moll“ von Bach, von Louis Guilleux am Cembalo sehr sensibel interpretiert, war ein Highlight des Abends. Guilleux spielte leise, leise, introvertiert und wie von der Umgebung komplett losgelöst. Aus seinem Spiel strömte Frieden in den Kirchenraum, eine meditative Stimmung entstand.

Die armenische Sopranistin Varduhi Toroyan ist, trotz ihrer Jugend schon eine reife Musikerin. Ihre kristallklare Stimme - irgendwie nicht von dieser Welt - und ihre Hingabe verursachen beim Zuhörer wortwörtlich Gänsehaut. Somit machte die von ihr vorgetragene „Salve Regina“ (Claudio Monteverdi) großen Eindruck. Die begnadete Sängerin wurde von Amaëlle Plagnol (Barockcello) und Reiko Katto (Orgel) begleitet.

Auch Camille Puig (Sopran) berührte ungemein mit ihrer Stimme und der Interpretation der Arie „Non disperar“ (Cleopatra) aus „Giulio Cesare“ von Georg Friedrich Händel. Stéphane Wolf, der „Gott hat alles wohl gemacht“ von Bach vortrug, beglückte die Zuhörer wieder: er ist mitreißend mit seinem extrem raren, hohen Kontratenor und dem Gesangstil, authentisch, tief empfunden. Der Japaner Shunsuke Suzuki (Bariton) und Reiko Katto (Cembalo) überraschten ebenfalls im positiven Sinne mit „Komm, süßes Kreuz“ aus Bachs „Matthäuspassion“.

Ein weniger bekanntes Werk von Antonio Vivaldi, die A-moll-Sonate (Largo und Allegro poco), präsentierten Benoît Zwingelstein (Barockcello) und Zacharie Lopez-Pierron (Barockcello), wobei Zwingelstein sich auch als sehr guter Instrumentalist entpuppte.

Das Repertoire des Abends war ziemlich umfangreich und brachte noch einige Komponisten aufs Tapet, die in Deutschland weniger bekannt sind: zum Beispiel Martin Berteau - zwei Sätze aus der D-Dur Sonate Nr. 1, in der Interpretation von Amaëlle Plagnol (Barockcello), Zwingelstein (Barockcello) und Himawari Honda am Cembalo – und Cipriano de Rores „O Sonno“, mit Puig, Wolf (Altus), Zwingelstein (Tenor) und Léo Sabo (Bass).

"Ausnahmebegabung"

Ein Highlight bot Pierre Ouilhon an der Orgel mit „Toccata, Adagio und Fuge aus BWV 564“ von Bach. „Pierre ist eine wirkliche Ausnahmebegabung und hat alle total mitgerissen“, lobte Monika Mauch. „Ich war sehr zufrieden mit meinen Schülern. Auf jeden Fall fand ich die Abwechslung zwischen Orgel, Cello, und Gesangsliteratur sehr apart. Das würde ich mir öfters so wünschen."

Das Publikum bedankte sich bei den jungen Talenten mit viel Applaus und Blumen. Schade nur, dass wieder so wenige Kehler Musikliebhaber die Darbietung mit ihrer Anwesenheit honorierten. Das wird langsam auch zur Tradition, wenn französische Musiker hier gastieren - wobei man sich fragen muss, wo der vielgepriesene Europageist wohl geblieben ist?