





1975 eröffnete der Jugendkeller St. Nepomuk in Kehl. Schon damals besuchten viele Jugendliche den Keller. ⇒Fotos: Archiv Juke©Archiv Juke
Im Februar 1975 öffnete der Jugendkeller St. Nepomuk (Juke) in Kehl erstmals seine Türen. Der ehemalige Luftschutzkeller in der Gustav-Weiß-Straße, der bereits seit ein paar Jahren von der Kirchenjugend genutzt wurde, wird damals zu einem Ort der Begegnung umfunktioniert. An diesem Tag sind Jugendliche und interessierte Erwachsene zu einem Tag der offenen Tür eingeladen, bei dem sie sich die Räumlichkeiten anschauen und Informationen über die Ziele und den organisatorischen Aufbau des Jugendkellers erhalten können. So steht es in einem damaligen Bericht der Kehler Zeitung.
Luftschutzbunker
Die Idee für den Jugendkeller entstand bereits im Oktober 1973, als Jugendliche aus den Pfarreien St. Johann Nepomuk und St. Maria zur Teilnahme an einer Jugendarbeit eingeladen wurden, so der Beitrag. Nach ersten Treffen bildeten sich Gruppen wie die Diskussions-, Theater- und Tischtennisgruppen. Im März begannen dann die ersten Ausbauarbeiten. Die Trägergruppe des Jugendkellers hatte ein Organisationsmodell entwickelt, das halbjährliche Vollversammlungen vorsah. Diese Trägergruppe, bestehend aus Jugendlichen und jungen Erwachsenen, war für die Programmgestaltung und die Verwaltung des Jugendkellers verantwortlich. Sie arbeiteten damals im Auftrag der beiden Pfarrgemeinden St. Johann Nepomuk und St. Maria.
Heute, 50 Jahre später, besuchen immer noch regelmäßig Jugendliche aus der Stadt den Jugendkeller der St.-Nepomuk-Kirche. Der Jugendkeller in Kehl ist heute weit mehr als nur ein Treffpunkt für Jugendliche – er ist ein Ort, an dem junge Menschen ihre Zeit kreativ und ohne Druck verbringen können. Rund 20 Jugendliche kommen täglich in den Juke.
Heiko Borsch, der seit 2015 als Leiter des Jugendkellers tätig ist, kennt den Raum nicht nur aus beruflicher Sicht, sondern auch als ehemaliger Besucher. Gebürtig aus Oberkirch, verbrachte der 35-Jährige Teile seiner Jugendjahre in diesem Keller, trat mit seiner eigenen Band auf und nahm im dortigen Tonstudio Musik auf. "Ich habe hier meine ersten musikalischen Erfahrungen gesammelt, bevor ich nach meinem Sozialpädagogikstudium hier als Leiter angefangen habe", erzählt Borsch.
Der Jugendkeller bietet heute eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten, die Jugendliche im Alter von zehn bis 27 Jahren ansprechen. Dreimal pro Woche ist der Keller geöffnet. Jugendliche können ohne Anmeldung oder Verpflichtungen vorbeikommen. "Es ist offene Jugendarbeit, die auf Freiwilligkeit setzt. Die Jugendlichen müssen sich nicht anmelden und können kommen und gehen, wie sie möchten", erklärt Borsch.
Bereits in den Anfangsjahren des Kellers wurde immer wieder musiziert, erinnert sich Borsch aus Erzählungen seines Vorgängers. Bis heute ist dies so geblieben. Mit einem voll ausgestatteten Tonstudio bietet der Juke St. Nepomuk als einzige Jugendeinrichtung in Kehl eine kreative Musikwerkstatt an. Einzel-Musiker oder Bands können außerhalb der offenen Jugendarbeit das Tonstudio besuchen, um eigene Songs aufzunehmen. Doch auch der Schwerpunkt auf Konzerte zeichnet den Juke aus.
Regelmäßig finden im Keller unter der Kirche Konzerte statt, auch schon in den Anfangsjahren. In den 70er-Jahren gab es immer wieder Beschwerden von Anwohnern, die sich durch den Lärm gestört fühlten. Der Jugendkeller hatte damals etwa 60 junge Besucher nachmittags und 50 am Abend, so der KEZ-Bericht.
Unruhige Zeiten
Der Keller wurde damals zudem von Jugendlichen aus Straßburg besucht, was jedoch zu Unruhen führte. Daher wurde beschlossen, dass nur noch Kehler Jugendliche Zutritt haben, mit Ausnahme einer festen Gruppe von Straßburgern. Zudem wurde ein Alterslimit eingeführt: Niemand über 21 Jahre durfte den Keller betreten. Heute ist das anders: "Jugendliche und junge Erwachsene bis 27 Jahren dürfen uns immer besuchen, und auch Straßburger dürfen kommen", versichert Borsch.
Eine andere negative Erinnerung ist der Tod eines Besuchers im Jahr 2007. Nach einer Konzertnacht im Juke wurde ein junger Mann im Alter von 28 Jahren ermordet. Als der Partygast sich auf den Heimweg machte, wurde er weiter entfernt vom Juke angegriffen und tödlich verletzt. "Mir wurde die Geschichte nur erzählt, das Ganze hatte aber mit dem Juke nichts zu tun", schildert Borsch. Seither sei im Keller jedoch nie wieder etwas passiert. "Hier ist ein friedlicher Ort, und vor allem ein Ort, an dem sich die Jugendlichen sicher fühlen und positive Erfahrungen sammeln können", versichert der Juke-Leiter.