„Es zählt nur die Liebe"

Ehrenamtliche Sterbebegleitende und zahlreiche Angehörige sind im Stadtteil- und Familienzentrum Uffhofen zu einer Gedenkfeier zusammengekommen, um der Verstorbenen des vergangenen Jahres zu gedenken. 58 Menschen erhielten 2024 beim Hospizverein würdevolle Unterstützung auf ihrem „letzten Weg“. Monika Lubitz (Leiterin des ambulanten Erwachsenenhospizdiensts), Nicole Hurst und Tabea Otremba luden zur besinnlichen Stunde ein. Wie die Sterbebegleitung gestaltete sich die Feier bewusst überkonfessionell, um Menschen jeder Gesinnung ihren eigenen Platz zu geben.

„Mir ist bewusst, dass der Weg hierher für Sie nicht einfach war“, eröffnete Lubitz die Gedenkfeier. Gedanken würden zwar oft helfen, Schweres zu überstehen, „doch vielleicht schaffen wir es hier und heute, eine Stunde lang ins Fühlen zu gehen, den Schmerz zu spüren, aber auch die Liebe“.

Wenn ein Mensch gegangen ist klingen manche Worte wie ein Hohn, so die Leiterin des Hospizvereins weiter. „Man sollte dankbar sein.“ Wie denn? Diese Frage stehe dann oft im Raum. Zuerst sei da ja nur Trauer und Leid. Abschied, der bisher nur im Kopf stattgefunden habe, sei plötzlich bittere Realität. „In der Trauer spielt das Alter des Verstorbenen keine Rolle“, so die Erfahrung der Sterbe- und Trauerbegleitenden. „Es zählt nur die Liebe.“

In Ihrer Ansprache ermutigte Lubitz die Trauernden, ihren eigenen Empfindungen zu trauen: Der Tod kommt meistens überraschend. Hinterlassene Spuren sind für jeden anders. Unerwartet aufkommende Gefühle sind vorher nicht denkbar. Erinnerung ist voller widerstrebender Gefühle. Oftmals quält der Gedanke: „Was habe ich versäumt?“ Sich im Herzkontakt daran zu erinnern „ich habe alles getan, was mir möglich war“, kann beruhigen.

Trauer führt häufig zu tief empfundener Einsamkeit, obwohl Menschen ringsum sind. Die durch den Tod entstandene Lücke zu füllen wird dann zur Lebensaufgabe. Von außen sieht niemand die Kraftanstrengung die dafür notwendig ist. Doch auch das ist Arbeit. Im Durchhalten, Aushalten und Innehalten können neue Kräfte wachsen. Hier sind begleitende Menschen manchmal wie ein Geländer, an dem man Halt findet.

Klaus Gößwein gab der Gedenkfeier ein eigenes Gepräge. Zart spielte er die Traumharfe, während Kerzen den Raum in sanftes Licht tauchten. Für jeden im Sterben begleiteten Menschen erstrahlte eine Flamme. Und wie jede Flamme in einer farbigen Laterne hat auch jedes Leben auf seine eigene Art und Weise geleuchtet. Mit Gitarre begleitete der Saitenspieler sorgsam ausgewählte Lieder. Sanft erklang „So wie du warst bleibst du hier – so wie du warst bist du immer bei mir“.

Bedächtig trugen Tabea Otremba und Monika Lubitz Texte vor, die Menschen in ihrer Trauer aufgeschrieben haben, beispielsweise: „Und was ich war und bin und bleibe geht mit mir, ohne Ungeduld und Eile, in ein bisher noch nicht betretenes Land.“ Wohltuend wirkte die Stille, kostbar erschienen Augenblicke der Ruhe, die Platz ließen für Tränen und Unaussprechliches.

„Menschen sind jeweils in ihrer angemessenen Zeit gegangen“, sagte Lubitz. Sie ermutigte die Trauernden, widerstrebende Gefühle anzunehmen und auf ihre innere Kraft zu vertrauen. Viele Teilnehmende folgten der Einladung, als Zeichen der Verbundenheit ein kleines Herz und eine leuchtende Laterne mit nach Hause zu nehmen.