Hohberg-Hofweier. Die Bürgerinitiative Pro V0 (BI) hatte am Freitag zu einer Diskussion über die künftige Lenkung des Verkehrs südlich von Offenburg eingeladen, und rund 80 Teilnehmer und Vertreter von Bürgerinitiativen waren gekommen. Die Teilnehmer beschlossen in einem ersten Schritt, sich für eine vierspurige Ertüchtigung der bestehenden Trasse von B 33 und der B 3 einzusetzen, zwischen Brezel und Bumerang. Schlagendes Argument war die Zeit.

Das Nadelöhr

Das Treffen war historisch: Bisher haben sich die Bürgerinitiativen um die Belange ihrer betroffenen Bürger gekümmert, seit Freitag ziehen sie an einem Strang. Den Zuschauern war das zum Abschluss ein begeisterter Applaus wert.

Wie ist die Situation heute? Viele Autofahrer quälen sich täglich durch das Nadelöhr zwischen der Zusammenführung der B 33 mit der B 3 im Süden Offenburgs; vor allem im Berufsverkehr. Man spricht von einem halboffenen südlichen Stadttor von Offenburg und der sogenannten Brezel. Der Verkehr teilt sich dort Richtung Stadt und Autobahnzubringer.

Es ist eine Zumutung für die Pendler, die Wirtschaft von Offenburg, dass hier bisher keine Lösung gefunden wurde, so Helmut Isen von der BI V0. Rund 52.000 Fahrzeuge bewegten sich in diesem Bereich täglich, und es würden immer mehr. Aber nur 10.000 Fahrzeuge bewegten sich auf der Strecke in Richtung Autobahn, zitiert die BI eine Verkehrszählung. 42.000 Fahrzeuge würden sich auch bei einem Zubringer einer beliebigen Variante im Süden von Offenburg auf diesem Nadelöhrstück bewegen. Kurzfristig sei wegen des Bahnausbaus (Tunnellösung Bahn) vor 2037 keine Lösung in Sicht; eher dauere es länger, Günter Michel rechnet mit 2041 oder 2042. Die Menschen in den Anliegergemeinden Hohberg, Elgersweier, der Stadtteile Uffhofen, Hildboltsweier möchten aber nicht bis zum Nimmerleinstag warten, bis sich hier etwas bewegt, so Isen. Großer Geländeverbrauch, immer weiter steigende Kosten, vergeudete Zeit und Umwelteinflüsse bei sehr langen Staus möchte man einfach nicht mehr hinnehmen. Deshalb hatte die BI Pro V0 mit ihren Vorsitzenden Helmut Isen und Günter Michel zu einem Gedankenaustausch mit Podiumsdiskussion in den ebenfalls sehr stark betroffenen Marienhof östlich des Bereichs Königswald (Naturerholungsgebiet) eingeladen.

Anwesend waren unter anderem vom CVJM Marienhof Fritz Bladt, Gemeinderätin Ulla Schilli (Hohberg), von der Bürgergemeinschaft Uffhofen-Offenburg Klaus Binkert, ehemaliger Vorsitzender und heute Beisitzer sowie Stadtrat bis 2019, von der Bürgerinitiative pro Flugplatz OG Rolf Leonhardt, von der Einwohnergemeinschaft OG-Hildboltsweier Klaus Fiedler, von der Bürgervereinigung Offenburg-Süd Matthias Drescher, Vorstand und Stadtrat FW, von AKA Süd Karl Bäuerle, von der Fliegergruppe Offenburg Herbert Patsch, Vorstand, vom Angelverein Offenburg Markus Isen und von der BI Pro V0 Helmut Isen. Johannes Buß von der BI Pro V0 moderierte. Alle wünschen sich möglichst schnell eine entlastende Variante. Schon in den 80er-Jahren war dieses Thema mehrfach auf der Agenda. Aber so einig wie jetzt war man sich noch nie, dass eine schnelle Zwischenlösung gefunden werden soll. Fritz Bladt zeigte in einer Geländebegehung das Gelände des Kinder- und Jugendbauernhofs, der in seiner Existenz bedroht wäre, käme die bevorzugte Zubringer-Variante des Regierungspräsidiums. Dann stellte man in einem kurzen Statement den Marienhof vor.

In einem Lichtbildvortrag ging Buß auf den neuen Zubringer OG-Süd vor. Alle Sprecher der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass man auf einen Südzubringer zu lange warten müsste. Sehr zeitnah, geländeschonend und kostensparend könnte man das Stück zwischen dem Aufeinandertreffen der B 33 und der B 3 und der sogenannten Brezel (Kreisel) im Auffahrbereich zum Autobahnzubringer OG verwirklichen, denn ausreichend Gelände (Straßenbereich) wäre bereits vorhanden. Man müsste diesen nur vierspurig ertüchtigen.

Hohberg, Elgersweier, Uffhofen und Hildboltsweier sollten hier einen Antrag an die zuständigen Behörden stellen (Regierungspräsidium Freiburg), damit dies so schnell wie möglich vorankommt. Die entsprechenden BIs wären ebenfalls mit ihren Fachleuten gerne behilflich, sagten sie. Den Politikern gab man dies auf den Weg, denn es könnte eine deutlich schnellere, kostengünstigere und geländeschonendere Lösung des Stauproblems erbringen. Offenburg würde hier erheblich als Arbeits- und Einkaufsstadt profitieren und auch lebenswerter werden, war die Meinung.

Die teilnehmenden Vertreter der Bürgerinitiativen waren erleichtert über den Kompromiss, gab es in der Vergangenheit doch gegenteilige Meinungen zu der Frage, welche Variante die beste sei.

Hintergrund

Über den Tellerrand hinausschauen

Günter Michel, einer der Ini­tiatoren der Bürgerinitiative (BI) Pro V0, äußert sich im Gespräch mit unserer Zeitung erleichtert über den gefundenen Kompromiss. Man habe bisher oft gegeneinander gearbeitet, jetzt ziehe man an einem Strang. „Wir haben in Gesprächen Standpunkte ausgetauscht und Gemeinsamkeiten entdeckt.“ Im ersten Schritt setzten sich alle BIs dafür ein, die bestehende Trasse auszubauen. Treibendes Argument ist die Zeitspanne bis zu einer Realisierung der Südumfahrung: Man rechnet hier mit dem Jahr 2042, mindestens. Vordringliches Ziel der BI Pro V0 bleibe aber, den Autobahnanschluss zu verhindern.

Michel zeigt am Beispiel Flugplatz Offenburg, wie wichtig eine überregionale Zusammenarbeit der BIs ist. Die BI Flugplatz engagiere sich für den Ausbau der vorhandenen Strecke, obwohl der Flugplatz selbst davon nicht betroffen ist. Da sollten dann die anderen BIs auch dafür kämpfen, dass der Flugplatz nicht einem Offenburger Gewerbegebiet weichen muss. Michel: „Wir müssen über den Tellerrand hinausschauen. So werden wir zusammen erfolgreich für unsere Anliegen kämpfen.“ 

Der Hohberger blättert für uns ein wenig in der Geschichte: 1987, unter OB Grüber, sei das RP noch für eine Ertüchtigung der bestehenden Strecke gewesen, der Offenburger Gemeinderat habe das abgelehnt. Michel: „35 Jahre später hat sich nichts getan.“ klk