Mit einer Tunnelbohrmaschine (TBM) des Schwanauer Herstellers Herrenknecht ist am Chesapeake Bay Bridge-Tunnel im US-Bundesstaat Virginia ein Durchbruch gelungen. Darüber informiert das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Der Tunnel sei seit seiner Eröffnung 1964 eines der größten Bauwerke seiner Art.
Auf einer Länge von 37 Kilometern würden sich Brücken und Tunnel zwischen vier künstlich aufgeschütteten Inseln abwechseln. Vier Millionen Fahrzeuge würden den Tunnel pro Jahr passieren. Nach seiner Eröffnung sei er zu einem der „sieben technischen Weltwunder der Moderne“ ernannt worden.
Seit 1999 seien weite Teile von zwei auf vier Spuren erweitert: Für jede Fahrtrichtung gebe es eine eigene Brücke mit zwei Fahrspuren. Ein Nadelöhr war bisher der Thimble Shoal Tunnel, der unter einem Schifffahrtskanal hindurchführt, heißt es in der Mitteilung: Auf einer Strecke von etwa zwei Kilometern sei der Verkehr bislang auf zwei Fahrspuren reduziert, eine in jede Richtung. Damit solle ab 2028 Schluss sein.
Mit einer TBM sei der neue Parallel Thimble Shoal Tunnel vollständig aufgefahren worden. Als Nächstes folge der Ausbau der Straße im neuen Tunnel. Das bauausführende Unternehmen, ein Zusammenschluss der Unternehmen Dragados USA und der Schiavove Construction Company LLC, habe beim Bau auf eine TBM „made in Germany“ gesetzt. Zum Einsatz gekommen sei ein sogenannter Erdruck- bzw. EPB-Schild (EPB stehe für Earth Pressure Balance) mit einem Durchmesser von 13,2 Metern, einer Antriebsleistung von 7000 kW und 46.183 Kilonewtonmeter Drehmoment. Die EPB-Technologie sei für vergleichsweise weiche, feinkörnige Böden und mittlere Erd- und Wasserdrücke ausgelegt, wie sie bei der Unterquerung von Meeresböden und Flüssen mit geringeren Tiefen vorherrschen würden. Ihren Spitznamen erhielt die TBM für das Chesapeake-Projekt bei einem Namenswettbewerb in der Region Hampton Roads: Seitdem heißt sie „Chessie“.
An Chessie seien besondere Anforderungen gestellt worden: Sie sollte robust ausgelegt sein, speziell im Bereich der Abbauwerkzeuge, um Drucklufteinstiege so weit wie möglich zu minimieren. Eine Herausforderung bei Vortriebsbeginn und -ende sei die geringe Überdeckung im Bereich der künstlich angelegten Inseln gewesen, wo zudem große Felsbrocken vorzufinden seien. Unterm Strich sei "Chessie" neun Monate lang für die knapp zwei Kilometer lange Strecke im Vortrieb gewesen. Zuzüglich einer Verzögerung am Anfang: Nahe dem Startschacht im Bereich der ersten Insel habe ein alter, drei Meter hoher und tonnenschwerer Schiffs-Anker im Boden gelegen, der geborgen werden musste und den Vortrieb aufhielt. Dafür sei der Anker direkt vor dem Schneidrad zerteilt und entfernt worden.
Der Aushub der Tunnelbaustelle wurde über ein Förderband der Herrenknecht-Tochter H+E Logistik auf Schiffe verladen und auf dem Wasserweg abtransportiert, heißt es abschließend. Bevor die TBM zur Montage in den USA an den Kunden übergeben wurde, hätten auf Seiten von Herrenknecht zwei Projektmanager gleichzeitig daran gearbeitet.