Der Schiltacher Armaturenhersteller Hansgrohe hat ein durchwachsenes Geschäftsjahr mit Stagnation bei Umsatz und Gewinn hingelegt. Fehlende Zuwächse auf den wichtigen Märkten Deutschland und China sowie die andauernde Krise in der Bauwirtschaft haben den Wachstumskurs negativ beeinflusst, wie der Sanitärhersteller in einer Mitteilung angibt. Zuwächse in Indien und in der Türkei hätten das nicht ausgleichen können.

1,38 Milliarden Euro

Demnach erzielte das Unternehmen 2024 einen Umsatz von rund 1,38 Milliarden Euro. Das entspricht einem Rückgang von 1,3 Prozent zum Vorjahr (1,4 Mrd. Euro). Das Betriebsergebnis sank auf 199,9 Millionen Euro – gut ein Prozent weniger als 2023 (201,7 Mio. Euro). Davon blieb – wie im Vorjahr – ein Netto-Gewinn von gut 149 Millionen Euro. „Im Geschäftsjahr 2024 erlebten wir eine Stabilisierung beim Umsatz“, bilanzierte Hans Jürgen Kalmbach, Vorsitzender des Hansgrohe-Vorstands, laut Mitteilung bei der Bilanzpressekonferenz in Frankfurt am Main.

Das wirtschaftliche Umfeld sei im vergangenen Jahr unter anderem wegen des Kriegs in der Ukraine, der Situation im Nahen Osten und der Handelshemmnisse schwierig gewesen. Seien es früher nur Schwankungen gewesen, beeinflussten heutzutage weltweite Krisen und Umbrüche in immer kürzeren Abständen das Geschäft. Im laufenden Geschäftsjahr wolle man in die eigene Innovationskraft, die Flexibilität der Teams und in nachhaltige Prozesse und Produkte investieren. „Auf dieser Basis sehen wir uns gut vorbereitet, um auch im bevorstehenden Geschäftsjahr auf einem profitablen und nachhaltigen Ergebnisniveau zu bleiben", so Kalmbach.

Vertrieben werden die Produkte des Kinzigtäler Herstellers laut Mitteilung in über 145 Ländern. Trotz schleppender Baukonjunktur in Europa sei das Projektgeschäft im vergangenen Jahr erfolgreich gewesen, das klassische Handelsgeschäft sei hingegen leicht rückgängig. Nach wie vor generiere man den größten Umsatzanteil von 326,6 Millionen Euro im Heimatmarkt. Die Inlandsumsätze hätten sich dabei um ein Prozent (2023: 329,8 Mio.) verringert. Der Umsatz im Ausland sei im abgelaufenen Geschäftsjahr um 1,5 Prozent gesunken. Währungsbereinigt habe das Auslandsgeschäft um 0,3 Prozent zugenommen. Die Auslandsquote des erwirtschafteten Umsatzes sei mit 76,5 Prozent unverändert geblieben.

Die Hansgrohe Group beschäftigte 2024 weltweit 5645 Menschen (2023: 5448). Davon arbeiteten zum Stichtag am 31. Dezember 3420 in Deutschland. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs weltweit um 197 Personen. Den größten Personalzuwachs verzeichnete dabei das neue Hansgrohe Produktionswerk in Serbien, das 2023 in Betrieb ging. Dort werden ausschließlich Armaturen hergestellt. In der jüngsten Unternehmensmitteilung betont Hansgrohe die Bedeutung qualifizierter Mitarbeiter für den Erfolg. Das Unternehmen investiere kontinuierlich in die Entwicklung und Fortbildung der Mitarbeiter. Eine wichtige Rolle nehme dabei die Ausbildung von Nachwuchskräften ein: In den vergangenen einhundert Jahren habe das Unternehmen über 1000 junge Menschen ins Berufsleben begleitet. Mit der Hansgrohe Talentschmiede, einem Ausbildungszentrum für technische und kaufmännische Berufe, gelte das Unternehmen als einer der größten Ausbildungsbetriebe in der Region Kinzigtal.

Resilienz stärken

Die Werke in Offenburg und Wasselonne (Frankreich) bleiben Brausenwerke. Im Schiltacher Werk werden die luxuriösen Axor-Produkte gefertigt. Ziel ist es laut Kalmbach, den Materialfluss weiter zu verschlanken: Sämtliche Produkte werden dort montiert, wo auch das Grundmaterial hergestellt wird. Angesichts der geopolitischen Lage und weiterer zu erwartender Einschränkungen im globalen Handel stärke man damit die eigene Resilienz.

55,5 Millionen Euro (2023: 81,6 Millionen Euro) hat der Sanitärhersteller nach eigenen Angaben 2024 investiert. Ein großer Teil sei in den neuen Produktionsstandort in Serbien geflossen. Zudem setze man auf leistungsstarke IT-Systeme und IT-Sicherheit. Eine für 2025 geplante Systemumstellung soll demnach eine umfassende Modernisierung der IT-Infrastruktur ermöglichen und Geschäftsprozesse verbessern. Zusätzlich sollen Kapazitäten aufgebaut werden, um die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) für das Unternehmen zu nutzen. Die eigene „HansAI“ diene als Basis für die Bereitstellung von KI-Diensten im Unternehmen.

Ein wichtiger Aspekt bei den Investitionen sei zudem die Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie. Hansgrohe sei mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 in der Kategorie Energie, Wasser, Sanitärtechnik ausgezeichnet worden. Im November 2024 habe der Hersteller zudem erneut die EcoVadis Platinum-Medaille erhalten, die höchste Auszeichnung des Nachhaltigkeitsratings. Damit zähle der Armaturen- und Brausenhersteller im dritten Teilnahmejahr zu den Top-1-Prozent aller rund 130.000 weltweit von EcoVadis beurteilten Unternehmen.