

Besonders für die Kinder war beim Kreuzmattfest viel geboten. Geduldig warteten die kleinen Besucher hier bei der Luftballonkünstlerin Kunigunde, bis sie an der Reihe waren. ©Nina Saam
Ein buntes Bühnenprogramm, Kinderschminken, eine Hüpfburg und eine Candy-Bar, Henna-Tattoos und ein Oberbürgermeister, der mit milden Gaben aus der großen Eistruhe Kühlung von innen verschafft – auf dem Geburtstagsfest der Gemeinwesenarbeit Kreuzmatt am Samstag war einiges geboten. Der drückenden Hitze und der vielen gleichzeitig stattfindenden Konkurrenzveranstaltungen war es wohl geschuldet, dass sich der Besucherandrang in Grenzen hielt.
Hilfe für Menschen in Not
Bevor die Bewohner und die breite Öffentlichkeit zum Jubiläumsfest geladen wurden, hatte am Vormittag im Dachgeschoss der Villa Riwa ein Festakt für die offiziell Geladenen stattgefunden. Martin Becker, emeritierter Professor an der katholischen Hochschule Freiburg, hielt einen Vortrag über die Entstehung und Entwicklung der Gemeinwesenarbeit (GWA) in Deutschland, deren Anfänge über 100 Jahre zurückreichen. Die GWA entwickelte sich zunächst in schwierigen und sozialen Brennpunktvierteln, um Menschen in Not zu helfen. „Heute ist die GWA vor allem wichtig, um das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu stoppen und die Menschen wieder zusammenzubringen“, sagte er. „Das scheint hier in der Kreuzmatt gut zu funktionieren.“
Melanie Frühe, Leiterin der GWA Kreuzmatt, hatte neben ehemaligen Mitarbeitern auch Jurij Kern, den Geschäftsführer der Städtischen Wohnbau, der die Blocks in der Kreuzmatt gehören, und Detlev Kramer, den Rektor der Josef-Guggenmos-Grundschule, zu einem lebendigen Interviewgespräch geladen. Sie berichteten über Highlights und Stolpersteine in der Gemeinwesenarbeit. „Ich habe selbst dabei viel Neues erfahren“, bekannte Melanie Frühe, die vor einem Dreivierteljahr die Leitung der GWA Kreuzmatt übernommen hat.
420 Wohnungen
Die Kreuzmatt wurde Ende der 1950er-Jahre mit 24 Wohnblocks bebaut. Die 420 Wohnungen wurden von Angehörigen der französischen Streitkräfte bezogen. Als die Franzosen 1992 abzogen, übernahm die Städtische Wohnbau die ehemaligen Offizierswohnblocks vom Bund. In die Wohnungen zogen Kehler, aber auch Menschen aus vielen Nationen, Spätaussiedler, Asylbewerber und Flüchtlinge. Die Kreuzmatt galt lange als der soziale Brennpunkt Kehls, ein Problemviertel, in das sich die alteingesessenen Kehler „nachts nicht reintrauen“, wie in einem Zeitungsartikel von 1999 zu lesen ist. Die Bewohner selber bewerteten interessanterweise ihre Nachbarschaft als gut.
Die GWA Kreuzmatt bringt seit 30 Jahren die Menschen im Viertel zusammen und berät und unterstützt sie in allen Lebenslagen. Es gab und gibt Angebote wie die Hausaufgabenhilfe, Deutschkurse, Freizeitangebote, mehrsprachige Vorlesenachmittage, gemeinsames Kochen mit Spezialitäten aus aller Herren Länder und die Kreuzmattfeste. Ihren Sitz hat die GWA in der Villa Riwa, wo sie mit den ebenfalls dort ansässigen Organisationen eng zusammenarbeitet wie dem Frauen- und Familienzentrum oder dem Seniorenbüro, als dieses dort noch seinen Sitz hatte. Auch gibt es Kooperationen mit der Kita und dem Jugendtreff Kreuzmatt sowie der Josef-Guggenmos-Grundschule.
Energetisch saniert
Inzwischen präsentiert sich die Kreuzmatt in einem frischen Gewand. Die meisten Häuser wurden mittlerweile energetisch saniert, das Wohnumfeld ansprechend gestaltet. Auf dem großen Piratenspielplatz neben der Villa Riwa ist immer etwas los.
„Es gibt in der Gemeinwesenarbeit viele feste Strukturen und eine etablierte Zusammenarbeit, auf die man zurückgreifen kann“, sagt Melanie Frühe. „Das macht vieles einfacher.“ Ein Selbstläufer sei es dennoch nicht. Andere Kooperationen, die in den Hintergrund gerückt seien, müssten wieder aktiviert werden.
Bildnachweis
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