Am vergangenen Samstag hatte das Kulturhaus in Kehl zu einem ganz besonderen Ereignis eingeladen. Das Kinderstück "Die Perle" beruht auf einer Geschichte von Helme Heine und ist eine lehrhafte Erzählung über Freundschaft und der naiven Vorstellung vom Glück durch Reichtum.
Es ist ein Tag wie jeder andere. Der kleine Biber Biba spielt am See und ist glücklich, denn er hat alles, was er braucht. Da findet er beim Spielen plötzlich eine Muschel. Voller Neugier betrachtet er sie von allen Seiten. Da ist bestimmt eine Perle drin; dann hätte er einen Schatz gefunden und Biba beginnt zu träumen.
Perle weckt Neid
Überglücklich und voller Stolz präsentiert er seinen Freunden die Perle. Doch Bär, Elch, Hase und Schwein werden neidisch, denn jeder von ihnen will diese Perle haben. "Das ist meine Perle, die habe ich gefunden", ruft der kleine Biber, doch es nützt nichts. Die Perle hat schon mächtig Unfrieden unter den Freunden gestiftet. Alle rennen zum See, um selbst auch nach einer Muschel zu suchen. Bei der Jagd nach einer Perle ist den Freunden schließlich jedes Mittel recht. Doch die Folgen des allzu begehrlichen Hin und Her zwischen Bär, Elch, Hase und Schwein sind verheerend. Der See trocknet aus und der Staudamm wird zerstört. Plötzlich steht der kleine Biber ohne Zuhause da, denn seinen Biberbau gibt es nicht mehr. Dafür Trockenheit und drohendes Unheil. Eines Nachts bläst der Wind die Funken des Feuers, das die Freunde entzündet haben, in den Wald und es kommt zu einer verheerenden Brandkatastrophe.
"Mein See!" ruft der Biber plötzlich und erwacht aus einem Alptraum. Er zögert, doch dann ist er sich sicher: Die Muschel muss weg und mit hohem Schwung wirft er sie in den See. Sieben Mal hüpft die Muschel über das Wasser und versinkt danach im See. Endlich fühlt sich Biba wieder frei. Er planscht in seinem See und hat jetzt auch wieder Zeit für seine Freunde.
Wenn man so will, war die Aufführung ein charmant verpackter Kinder-Umwelt-Krimi zum Thema tierisch-menschliche Gier mit unerwarteter Wendung. Die lehrhafte Erzählung um Freundschaft sowie das körperbetonte, clownische Spiel der einzelnen Figuren des deutschen Theaters Duos Maike Jansen und Stefan Ferencz verliehen den Figuren eine Lebendigkeit, auch ganz ohne viele Worte. Die Kinder wurden dadurch immer wieder zum Lachen angeregt, was jedes mal auch direkt ins Spiel mit einfloss. Als das Brennen des Waldes durch eine feuerfarben-leuchtende, über die Bühne geschwungene Fahne dargestellt wurde und im See das Wasser zu versickern begann, wurde es sogar mucksmäuschenstill im ausverkauften Kulturhaus-Saal. "Die Perle" ist auf jeden Fall ein Stück für Jung und Alt und regt zum Nachdenken an. Ganz zum Schluss wird klar, dass man gewinnen kann, wenn man hergibt. Wenigstens im Kindertheater funktioniert es noch, aus schrecklichen Träumen zu erwachen.