Das seltene Fest des 100. Geburtstages feierte am vergangenen Samstag Ella Fink im Kreis ihrer Familie. Die vor allem geistig noch sehr rüstige Jubilarin versorgt sich noch selbst, und erst nach einem Sturz im vergangenen Jahr fällt ihr das Gehen schwer. Mit ihren präzisen, detaillierten Lebenserinnerungen könnte sie ein ganzes Buch füllen.

Selbst recherchiert

Sogar von ihrer Geburt am 15. März 1925 in ihrem Elternhaus in Ichenheim hat Ella Fink noch einige Informationen recherchiert: Ein Sonntag sei das gewesen und die Glocken der damaligen Simultankirche hätten geläutet, als sie um 10 Uhr zur Welt kam. Ihre Eltern waren Maria Magdalena Wurth, geborene Stückler und Julius Wurth. Nach ihrer Kindergartenzeit besuche die Jubilarin acht Jahre die Volksschule. 1939 wurde sie konfirmiert und nur eine Woche später starb ihre Mutter an einer Infektion.

In Offenburg

Nach Ostern besuchte Ella Wurth bis 1941 die Höhere Handelsschule in Offenburg, die sie mit der Mittleren Reife abschloss. Anschließend absolvierte sie im elterlichen Betrieb, einer Zigarrenfabrik, eine Ausbildung zum Industriekaufmann, die sie mit einer Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer abschloss. Fortan übernahm sie die Buchhaltung in der Zigarrenfabrik ihres Vaters, musste sich aber zusätzlich noch um den Haushalt kümmern.

Sehr detailliert sind noch ihre Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg, der am 1. September 1939 ausbrach. Sie erzählt von der einwöchigen Evakuierung der Dorfbewohner nach Durbach und dann nochmals 1944 nach Niederbayern. Lebhaft schildert sie auch noch, wie ab 1944 die Menschen im Keller schlafen mussten, weil das Dorf in jeder Nacht mit Phosphorgranaten beschossen wurde. Das Kriegsende 1945, die Zeit danach, in der sie wie viele Menschen Hunger litt, die Währungsreform 1948, danach die Jahre des so genannten Wirtschaftswunders – Ella Wurth kann das alles noch sehr lebendig schildern.

1948 heiratete sie den Gärtner Helmut Fink, dem Ehepaar wurden zwei Töchter geboren. Das Ehepaar betrieb eine Gärtnerei und ein Blumengeschäft. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1983 verpachtete Ella Fink die Gärtnerei eine Zeit lang, später pflanzte sie dort selbst Gemüse für sich und die Familien ihrer Tochter. Auch den Nachbarn stellte sie die Gewächshäuser zur Verfügung, damit sie dort etwas anbauen konnten.

Solange es Ella Fink gesundheitlich gut ging, machte sie viele Reisen, darunter auch zwei Kreuzfahrten. Auch war sie jahrelang bei den Zusammenkünften des Ichenheimer Arbeitskreises des Historischen Vereins in Ichenheim mit dabei, wo sie wichtige Beiträge leistete. Sie war mit dabei, wenn der Arbeitskreis in der alten Turnhalle Heimatabende veranstaltete oder Ausstellungen über das historische Geschehen im Dorf in der Volksbank organisierte.

Auch erinnert sie sich gerne noch an so manches gesellige Beisammensein vom Ichenheimer Arbeitskreis des Historischen Vereins. Die Corona-Pandemie, bei der aufgrund der Hygienebestimmungen Zusammenkünfte längere Zeit nicht möglich waren, bereitet dem ein Ende. 2010 erkrankte Ella Fink an Krebs und wurde mit Erfolg operiert. Bei einem Sturz im Hof verlor sie im vergangenen Jahr viel Blut und kann seither nur noch mit Mühe gehen. Sie lebt aber noch allein und selbständig, wobei ihre Töchter, die ebenfalls in Ichenheim wohnen, sich um sie kümmern.