Hübsch anzusehen ist sie, die amerikanische Kermesbeere, und genau deswegen ist die ursprünglich aus Nordamerika stammende Pflanze hierzulande anzutreffen. Bei einer Versammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Oberharmersbach warnte Oberforsträtin Therese Palm vor dem Wildstrauch, der schon sehr früh im Jahr auszutreiben beginnt.
„Seit dem 17. Jahrhundert wird die Kermesbeere in Europa kultiviert“, erklärte die Leiterin des Forstbezirks Offenburg beim Amt für Waldwirtschaft. Seit den 1990er Jahren jedoch zeigt das bis zu drei Meter hoch werdende, krautige Gewächs ein invasives Verhalten: Die Phytolacca Americana beginnt, zum Problem zu werden. Therese Palm hat sie beispielsweise in Waldbeständen Biberachs gefunden.
Dschungelartiger Wuchs
Unter anderem in lichten Wäldern wächst sie, entlang Gewässerrändern und auf Störstellen beziehungsweise Schadflächen. Und sie ist genügsam. Mit nur geringen Ansprüchen vermag sie sich auf unterschiedlichsten Böden massiv auszubreiten. „Wenn das der Fall ist, bildet sie dichte, dschungelartig wirkende Bestände“, beschreibt Palm ein Wuchsverhalten, das in Licht-, Wasser- und Nährstoffkonkurrenz zur heimischen Flora steht.
Im Klartext bedeutet das: Die Beere verdrängt die heimische Bodenvegetation. Und sie unterdrückt die natürliche Verjüngung des Waldes. Was umso schlimmer ist, als es sich bei dem Eindringling um einen Überlebenskünstler handelt.
Zum einen überwintert die mehrjährige Pflanze als Rübe im Boden, mit bis zu zwei Meter langen Wurzeln. Da die Rübe aufgrund ihrer Größe viel Kraft speichert, kann die Kermesbeere schon sehr früh sehr stark austreiben, mit bis zu zehn Sprossen. Die hübschen Blütenstände, weiß und kolbenförmig, erscheinen von Mai bis Herbst. Die daraus entstehenden grünen, kugelig-abgeflachten Beeren reifen bis zu den ersten Frösten im Spätherbst und glänzen appetitlich, von aubergine bis tiefschwarz.
Vögeln schmecken diese süßen Früchtchen ganz hervorragend, vor allem sie sorgen daher für die Ausbreitung der Samen. Mit bis zu 32.000 Samen pro Spross hat die schnellwachsende Pflanze ein enormes Verbreitungspotential. Palm weiß: „Rheinau und Kehl kämpfen schon stark mit der Kermesbeere.“Die wartet zudem mit dem Trick auf, dass ihre Samen bis zu sechs Jahre lang keimfähig bleiben.
„Da die Pflanze durch ihre hohe Konkurrenzkraft unmittelbare Auswirkungen auf die Naturverjüngung und den Erhalt lichter, artenreicher Wälder haben kann, wird zu einem effektiven Zurückdrängen der Pflanze geraten“, betont die Oberforsträtin, „dies sollte möglichst frühzeitig und schnell erfolgen, solange der Bestand noch nicht zu stark aufgebaut und die Aussamung noch nicht erfolgt ist.“ Und zwar mit Schutzkleidung, weil die amerikanische Kermesbeere in allen Teilen giftig ist, so die Expertin.
Junge Pflanzen können samt Rübe mechanisch mit der Hand herausgezogen werden. Ältere Pflanzen müssen mit der Wurzel ausgegraben werden. Dabei müssen sämtliche Pflanzenteile aus dem Gebiet entfernt und unbedingt sachgerecht als Sondermüll entsorgt werden. Denn: Werden die Pflanzen „nur“ auf einen Haufen geworfen um zu verrotten, reifen unreife Früchte nach und bilden vitale Samen aus.
Überdies reicht die bei der Verrottung freiwerdende Wärme und Feuchtigkeit aus, dass sowohl die Wurzeln einwachsen und wieder austreiben, als auch Sprossabbrüche sekundäre Wurzeln bilden. Therese Palm mahnt eindringlich: „Nur die thermische Entsorgung kann diese sehr überlebensstarke Pflanze töten.“
Da die Kermesbeere ein Profiteur des Klimawandels zu sein scheint, wird das von ihr bespielbare Standortpotential hierzulande größer. Eindringlich mahnt Palm daher: „Für Sie als Waldbesitzer gilt somit: Ist die Kermesbeere bei Ihnen in den Beständen, handeln Sie sofort“!