Vor 50 Jahren erhielt der Sportverein Oberharmersbach einen Sportplatz. Das bisherige Gelände, nur wohlwollend mit „Bolzplatz“ umschrieben, hatte wegen des Spiel- und umfangreichen Trainingsbetriebs die Grenzen seiner Belastbarbeit erreicht.
Pfarrer Ludwig Tröndle, der 1927 als Seelsorger in die Oberharmersbacher St. Gallus-Pfarrei gekommen war, kümmerte sich als Freund der Jugend und des Sports um einen Fußballverein, der 1930 unter dem Namen „Deutsche Jugendkraft“ gegründet wurde. Nach langwierigen Verhandlungen wurde der DJK von der Gemeinde ein Wiesengelände für einen jährlichen Pachtzins von 90 Rentenmark bereitgestellt. In ungezählten Arbeitsstunden richteten die Fußballer den Platz her.
Dann folgten turbulente Jahre. 1933 führte eine tätliche Auseinandersetzung zwischen drei DJK-Mitgliedern und einem SA-Mann nach der damaligen Sonnwendfeier zur Auflösung der DJK. Gleich neun Mitglieder wurden für drei Wochen in Offenburger Arrest gesteckt.
Unter neuer Leitung und dem neuen Namen „Sportverein Oberharmersbach“ (SVO) wurde der Spielbetrieb 1935 wieder aufgenommen. Enorme Schulden lasteten zwischenzeitlich auf dem jungen Verein, aktive Spieler wurden zur Wehrmacht einberufen. Der Spielbetrieb normalisierte sich nicht mehr.
Der Zweite Weltkrieg hatte schmerzliche Lücken hinterlassen. Der Sportplatz wurde in den ersten Nachkriegsjahren zu Gartengelände umgewandelt und in kleinen Parzellen an einheimische Familien vergeben. Erst 1948 waren nach langen und hitzigen Debatten wieder Heimspiele möglich.
Doch es war noch immer kein „Sportplatz“: 69 Meter lang, am unteren Ende nur 39,30 Meter breit, am oberen immerhin 55,60 Meter, über ein Meter Gefälle und außerdem stand ein Leitungsmast auf dem Platz. So war es nur allzu verständlich, dass auch spielerisch überlegene Mannschaften froh waren, auf dem gefürchteten Platz mit dem sprichwörtlichen „blauen Auge“ davon gekommen zu sein.
Erst 1959 kam Bewegung in die Platzfrage, dank der Großzügigkeit der Pfarrgemeinde, die das Spielgelände flächenmäßig ergänzte und der Gemeindeverwaltung, die das Projekt unterstützte.
Am 17./18. Juni 1961 war Einweihung. Den Charakter eines „Ackers“ hatte der grundlegend sanierte Platz abgelegt, aber für den Spielbetrieb mit 1., 2. und 3. Mannschaft und mehreren Jugendmannschaften – für kurze Zeit auch einer Damenmannschaft – und den Trainingsstunden reichte der Platz bald nicht mehr aus.
Die beengte Tallage erschwerte die Suche nach einen neuen Platz. Gleichzeitig drängte die Schule auf Einrichtung einer Leichtathletikanlage, der neue Platz sollte zudem zentral liegen. Mit den Grundstückseigentümern Fridolin Lehmann, der ausdrücklich Gelände nur für einen Fußballplatz hergeben wollte, und Hans-Jörg Winterhalter fand die Gemeinde eine Lösung und stellte Tauschgelände von 1,7 Hektar zur Verfügung.
Leichtathletik dabei
Im November 1972 begannen die Arbeiten für das 100 Meter lange und 63 Meter breite Spielfeld sowie einer 100-Meter-Bahn, einer Weit- und Hochsprungs- und einer Kugelstoßanlage, deren Flächen zwischenzeitlich überbaut sind oder sich die Natur nach und nach zurückholt.
10.000 Kubikmeter Erdreich wurden damals bewegt, davon 7000 weggefahren. 5000 Kubikmeter Schotter und Kies als Flächendrainage, 1700 Meter Kunststoffrohre als Drainage verlegt und Humusboden 15 Zentimeter hoch aufgeschüttet. Die Aussaat des Rasens begann im Spätsommer 1973. Einschließlich einer Berieselungsanlage beliefen sich die Baukosten auf 388.918 Mark.
Zum großen Einweihungsfest am 6. Juli 1975 gab sich viel Prominenz aus Politik und Sport ihr Stelldichein, unter anderem Staatssekretär Robert Ruder und Staffeleiter Walter Stemmler. Bürgermeister Otmar Ritter war es vorbehalten, den Anstoß zum ersten Spiel auszuführen. Das erste Tor auf dem neuen Platz schoss Alfred Lehmann im Spiel des heimischen SVO gegen Reute (Endstand 3:4).