

Mehr als 60 Teilnehmer hatte die Fahrrad-Demo.©Amelie Wiesbauer
„Junge Fahrradfahrer sollen betrachtet und nicht vergessen werden bei der Gestaltung von Fahrradwegen“, betont Bénédicte Fröhlich vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Kehl. Darum geht es bei der Demo „Kidical Mass“. Nach einer kurzen Ansprache auf dem Bahnhofsplatz setzte sich die Fahrrad-Demonstration in Bewegung. Es ging rund fünf Kilometer durch die Stadt. Im Mittelpunkt der diesjährigen Aktion stehen die angekündigten Fahrradstraßen in der Richard-Wagner-Straße, Nibelungenstraße und der Kanzmattstraße. Diese verspreche die Stadtverwaltung bereits seit Mitte 2022, umgesetzt sei bislang jedoch noch nichts, hieß es.
Der ADFC Kehl arbeitet zwar grundsätzlich mit der Stadtverwaltung zusammen, doch Fröhlich beobachtet, dass die Zusammenarbeit nachlässt und viele Themen deswegen ins Stocken geraten. Dabei seien Fahrradstraßen essenziell, erklärt sie: „Dort haben Radfahrer Vorrang und können sich sicher und frei bewegen.“ Besonders für die Eltern sei das wichtig, denn: „Sie sollen sich sicherer dabei fühlen, ihre Kinder alleine fahren zu lassen. Das wäre ein gutes Mittel gegen das sogenannte Elterntaxi.“ Die geplanten Fahrradstraßen würden für viele Schüler den Schulweg zum Schulzentrum erleichtern.
Das meint Mathilde
Auch die zwölfjährige Mathilde ist bei der "Kidical Mass" dabei. Sie hat sogar einige Klassenkameraden für die Teilnahme begeistern können. Für sie ist die Aktion ein wichtiger Schritt: „Kinder sollten sich eigenständiger fortbewegen können, Freiräume haben und mitentscheiden dürfen.“ Außerdem wünscht sich die Schülerin, dass im Unterricht mehr darüber gesprochen wird. Für den ADFC Kehl sei es höchste Zeit, dass die Projekte schnell umgesetzt werden, eine pädagogische Begleitung der Stadt stattfindet und die Höchstgeschwindigkeiten sowie Überholabstände von der Polizei überwacht werden.
Halt in der Kanzmattstraße
Während der Fahrt wurden unterwegs Pausen eingelegt, zum Beispiel an der Kanzmattstraße, die auch als Fahrradstraße geplant ist. Jeden Morgen und jeden Mittag fahren zahlreiche Kehler Schüler über diese Straße, und dann über die Richard-Wagner-Straße (geplante Fahrradstraße) zum Schulzentrum (Hebelschule, Einstein-Gymnasium, Tulla Realschule) oder tagsüber zur KT-Arena. Der Verkehr in beiden Straßen sei "höchstproblematisch", informierte der ADFC: "Parkende Autos rechts und links lassen nur eine sehr enge Fahrbahn übrig, die von den Verkehrsteilnehmern (darunter viele Autos) in beiden Richtungen befahren werden darf. So kommen die Schüler auf dem Fahrrad regelmäßig in gefährliche Situationen", hieß es. "Sie befinden sich gegenüber einem Auto, das in ihre Richtung fährt, und die Breite der Straße ist deutlich ungenügend, um sich zu kreuzen. Sie dürfen nur hoffen, dass das Auto stehen bleibt", erklärte der ADFC Kehl. Einige Schüler würden auf den Bürgersteig ausweichen, was nicht ungefährlich sei.
Die Ortsgruppe fordert hier daher eine Fahrradstraße: "Sobald diese Straßen zu Fahrradstraßen umgewandelt werden, werden den parkenden Autos Parkplätze zugewiesen, und es sollte nicht mehr vorkommen, dass die Fahrbahn so eng ist", hieß es. Zudem liege das Tempolimit für die Straße derzeit bei 50 km/h, was deutlich zu viel sei für einen Schulweg, kritisierte der ADFC.
Pause vor der Tulla-Schule
Während der Pause vor der Tulla Realschule meldeten sich mehrere Kinder, als die Organisatoren fragten, ob die Kanzmattstraße und die Richard-Wagner-Straße ihr Schulweg wäre. Sie gehören zu den zahlreichen Kehler Kindern, die von einer raschen Umsetzung der geplanten Fahrradstraßen sofort profitieren würden, wie der ADFC Kehl glaubt. Nach dieser Pause konnten die Teilnehmer die Friedhofstraße, die erste und bisher einzige Kehler Fahrradstraße, befahren, die mit ihren farbigen Markierungen und der klaren Beschilderung Radfahrern ein Sicherheitsgefühl vermittelt.
In einer letzte Pause, auf dem Platz vor der Sparkasse, machte der ADFC darauf aufmerksam, dass der relativ neue Fahrradweg in der Hauptstraße zwischen den parkenden und den fahrenden Autos unzufriedenstellend sei. Es sei schwer vorstellbar, dass Eltern ihre Kinder selbständig auf so einem Fahrradweg fahren ließen.