Der Fländerlesball ist als Fasnacht für die „reife Jugend“ von Diersheim nicht mehr aus dem örtlichen närrischen Programm wegzudenken. Bei Tanz, Musik und einfallsreich-witzigen bis heiter-derben Darbietungen kamen die Gäste in der mit Fländerle geschmückten Halle am Sonntagnachmittag kräftig in Schwung.
Bei den lachmuskelstrapazierenden Wortbeiträgen der einheimischen Originale blieb kaum ein Auge trocken. Mit dem neuen Ortsvorsteher Jörg Bliß und Bürgermeister Oliver Rastetter fand der sonst fest in Frauenhand befindliche Fländerlesball diesmal einen männlichen Gegenpol.
Bliß hatte nicht nur die Moderation übernommen, sondern brillierte auch als Geschichtenerzähler in der Bütt. „Ich bin neu im Job, hab’ noch Power und absolvier’ täglich ein volles Programm, während in Freistett im Rathaus die Bewegungsmelder nur hell machen, wenn der Feierabend ruft“, meinte Bliß, dessen Pfeile bis nach Berlin zischten. „Wenn das Friedrich Merz oder ein anderer Nichtsnutz in Berlin spitzkriegt, muss ich noch für ganz Deutschland ran, dabei will ich meine Zeit in Diersheim sinnvoll nutzen.“ Außerdem wusste er von den Planungen der Feuerwehr, zukünftig den Kirchturm als Schlauchturm zu nutzen, und vom Bau einer Tiefgarage von Herrenknecht unter dem vom Knöterich geplagten Kindergarten zu berichten.
Schultes in der Bütt
Doch auch Rastetter ließ es sich nicht nehmen und stieg in die Bütt. Von Bliß mit einem Hocker auf Augenhöhe gebracht, wusste er von einem Rheinau mit glückseliger Zukunft zu berichten. „Rheinau braucht mehr Flower-Power, so ein Kifferclub wäre hier der Hit“, reimte er für mehr Lockerheit im Rat. „Ich krieg in den Ratssitzungen schon die Gicht bei den vielen Widerworten zu Tempo 30 oder Steuererhöhungen. Vollgedröhnt mit einem Joint wäre keiner mehr dagegen, und ich könnt nach Hause zu meiner Uli und käme zum Point.“
Doch so leicht ließen sich die wortgewandten Fasnachtsfrauen nicht die Butter vom Brot nehmen: Als Überraschungsgast zitierte Ulla Reichmann, die sich eigentlich schon vor Jahren von ihren Fasnachtsaktivitäten als Käth zurückgezogen hatte, die beiden Herren der Politik auf die Bühne und verdonnerte sie, mit ihr zusammen als Schwarzwaldmarie den richtigen Ton zu finden.
Und nicht zu vergessen die Diersheimer Tratschwieber, die seit Jahren als Kratzdisteln bestens zu unterhalten wissen. Sie peppten altbekannte Witze aktuell und mit viel Lokalkolorit auf, und so bekamen nicht nur der Stadtsheriff als neuer Rathausblutsauger, sondern auch die Deutsche Bahn, die umgestürzte Berliner Ampel und wie immer die angetrauten Ehemänner ihr Fett ab.
Kräftig eingeheizt
Das Duo Marion und Michael rundete die mehrstündige Veranstaltung ab und brachte das Publikum mit Stimmungshits, Schunkelrunden und Tanzeinlagen kräftig in Schwung. Es gab aber auch Darbietungen von Vereinen aus der näheren Umgebung. So hatte der Ortsvorsteher seine Tante Ruth von jenseits der Bahnschienen mit zwei Sketchen einfliegen lassen. Die kleine und die mittlere Prinzengarde der Roten Funken präsentierten ihre Tänze, der Gemischte Chor sang über Hosenträger, die Kehler Frauengruppe bestach mit ihrem Abba-Dancing-Projekt, und zum Abschluss animierten die Triboker Hexen mit ihrem Tanz zur ausgelassenen Polonaise.