Kunstprojekt »OG Project« geht in Offenburg an den Start
Ein neuer Ausstellungsraum und eine neue Zeitschrift wurden am Freitagabend in Offenburg gefeiert: »OG Project« will sechs Mal pro Jahr ein Magazin herausgeben, das seine Themen auch in die Wirklichkeit holt.
So sieht es jetzt aus, das frühere Atelier der verstorbenen Offenburger Künstlerin Jutta Spinner: Auf- und ausgeräumt, kleine Theke im Eingangsbereich, Bilder an den weißen Wänden. Aber der Zugang zu den Räumen, die sich wie eine zeitgleich zur Eröffnung erschienenen Zeitschrift »OG Projects« nennen, ist pink getüncht. Eindeutig Stefan Strumbels Handschrift. Spinner war der Turbo für seine Künstlerkarriere. Aufgrund dieser Verbindung war es ihm eine »Herzensangelegenheit«, etwas aus dem Atelier zu machen, als er es angeboten bekam.
»Bei Strumbel sagt man nicht Nein«
»Wenn Stefan Strumbel eine Idee umsetzen will, kann man nicht Nein sagen«, erklären Florian Waldvogel und Stefan Armbruster unisono. Der Modefotograf mit Modelkarriere ist nach Stationen in den USA, Paris und Wien erst vor kurzem in seine Gengenbacher Heimat zurückgekehrt. Und da steht er früh auf, meist nachts. Dann zieht er los, um die Orte seiner Kindheit zu fotografieren – vollkommen verändert durch Licht und natürlich Technik.
Die Trainingswand des Tennnisclubs, gegen die er als Jugendlicher die Bälle ballerte, Lieblingsorte an der Kinzig und natürlich Sonnenauf- oder -untergänge hängen im Projektraum an den Wänden, aber erkennen kann sie der Betrachter nicht auf den ersten Blick.
Vom Jeansverkäufer zum Autor
Die Kleinformate überzeugen mit farbenfrohen Akzenten und sind somit ganz anders als die Fotografien, die Armbruster für den Titel der ersten Ausgabe von »OG Projects« geschaffen hat. Sie illustrieren die Freiheit – entsprechend ist das Model unbekleidet. Man sieht es von hinten, sie hat eine Gitarre um und schaut vom Gengenbacher Pavillon aus Richtung Kinzig – so wie auch der Betrachter der Szene.
Die Texte im Magazin hat Florian Waldvogel geschrieben, den manche vielleicht noch als Jeansverkäufer beim »Crackers« in Offenburg kennen, der aber längst in Hamburg lebt und arbeitet.
Künftig wird er öfters in Offenburg sein, denn die »Redaktionssitzungen« finden im Obergeschoss des Projektraums statt. Der nächste Termin steht schon fest, im Februar soll die zweite Ausgabe erscheinen. Um schwierigere Themen wie Mukoviszidose soll es beispielsweise gehen, und um Fooddesign. »Dann soll es hier auch ein Kochevent geben«, so Waldvogel. Mit solchen Aktionen werden die Themen von »OG Project« sozusagen lebendig und begreifbar gemacht.
Melancholisch und retro
Doch erst sollen sich die Gäste und andere Interessenten mit der ersten Ausgabe beschäftigen: »32 Seiten gedruckten Wahnsinn«, wie es im Editorial heißt. Doch Achtung, das Magazin hat auch Anspruch: Es will das Bild Badens mitprägen. Und zwar »entscheidend«.
Dass alles etwas melancholisch und retro wirkt, liegt auch am Layout. Das haben Ralf Engler und Bartoz Bem von »Morgen Schwarzwald« aus Freiburg besorgt. Sie haben sich an der strengen Ulmer Schule orientiert – auch hier herrscht Aufgeräumtheit. Sie gibt Raum für Authentizität: Heimat ist mehr als ein Gefühl.
Das Magazin
Das Magazin ist kostenlos in Offenburg im Haus Zauberflöte und bei Schöllmanns erhältlich.