Fernsehen

Ist das passiert? Das Drama "The Father" ums große Vergessen

Von Patrick T. Neumann, dpa
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
19. Juli 2024
Anthony möchte seiner Tochter Anne nicht zur Last fallen,

Anthony möchte seiner Tochter Anne nicht zur Last fallen, ©Foto: Tobis Film GmbH/Sean Gleason/ARD/dpa

Ein 80-Jähriger glaubt fest, noch gut klarzukommen. Seine Londoner Wohnung möchte er keinesfalls verlassen. Doch da ist die Demenz. Als die Tochter nach Paris ziehen möchte, geraten Dinge ins Wanken.

Berlin - Es ist ein stiller Film, unaufdringlich, subtil, aber dafür umso eindringlicher. Und das liegt vor allem an den Hauptdarstellern: Anthony Hopkins glänzt in dem Drama "The Father" als stolzer, teils störrischer alter Mann, der zusehends seiner Demenz verfällt und nicht begreifen kann, was um ihn herum passiert. Olivia Colman ("The Favourite") als Tochter steht ihm in ihrer Intensität in nichts nach: Zwischen Verzweiflung und Hoffnung, zwischen Liebe und Ärger changiert ihr Verhältnis zum immer aufsässigeren Vater. Keine leichte Kost, die da am Freitag um 22.20 Uhr im ARD-Sommerkino auf dem Ersten zu sehen ist, aber dennoch mit einer gewissen Leichtigkeit präsentiert - und mit einigen erzählerischen Kniffen.

Der französische Regisseur Florian Zeller, der den Stoff bereits 2012 auf die Theaterbühne gebracht hat, erzählt in seinem Spielfilmdebüt von 2021 die Geschichte von Anthony und Anne nicht strikt chronologisch, nicht kohärent. Er wagt Sprünge, ohne diese anzukündigen. Er präsentiert plötzlich eine andere Schauspielerin (Olivia Williams), die Anne sein soll und die Anthony ebenso wenig als diese erkennen kann wie die Zuschauer. Und er gibt damit einen Einblick in Anthonys von Demenz gezeichneter Wahrnehmung: Hat das Gespräch mit Anne über ihren Umzug nach Paris wirklich stattgefunden? Gab es den Streit mit ihrem Ehemann? Gibt es diesen Ehemann überhaupt? Oder war das nur in Anthonys Kopf?

- Anzeige -

Zeller verzichtet in seinem Demenz-Drama wohltuend auf medizinischen Fachjargon, auf Analysen in weißen Kitteln, auf Klinik-Standards. Er konzentriert sich voll auf seine beiden Hauptfiguren: Anthony, diesen intelligenten, starken Mann, der sich und die Welt herum mehr und mehr verliert. Und Anne, diese liebevolle, um ihren Vater kämpfende Tochter, deren Kräfte langsam zur Neige gehen. Er beschreibt damit, auf filmdramatische Weise, wohl ein Szenario, dass sich hunderttausendfach in Familien abspielt: Der schwere Umgang mit der Demenz eines geliebten Mensch; der Schmerz darüber, von diesem Menschen nicht mehr erkannt zu werden; der Verlust eines Menschen, seiner Erinnerungen, seiner Identität.

Hopkins spielt all dies mit der ihm eigenen Intensität zwischen Stärke und Verletzlichkeit. Er ist der dickköpfige Patriarch, der gemeine Dinge sagt. Er ist der Charmeur, der die junge Pflegerin beim Whisky zum Lachen bringt. Er ist der verzweifelte alte Mann, der nicht mehr weiß, was um ihn herum passiert. Dabei trägt er selten zu dick auf, sondern changiert gekonnt zwischen diesen Extremen. Für "The Father" erhielt der damals 83-jährige Brite mehr als verdient seinen zweiten Oscar als bester Hauptdarsteller - nach der ersten Auszeichnung 1992 für die Rolle des Serienmörders Hannibal Lecter in das "Schweigen der Lämmer".

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Kuschelig: Die Afterwork-Partys im Offenburger Liberty Hotel sind beliebt.
    19.09.2024
    26. September: Entspannen und den Stress vergessen
    Herausragende Weine, tolle Cocktails, einzigartiges Ambiente und beste musikalische Unterhaltung – das erwartet dich bei der Liberty XXL-Afterwork-Party am 26. September, wenn das LIBERTY zusammen mit reiff medien zum zwanglosen Feierabend-Businessaustausch einlädt.
  • Richard Schuler (links) und Samuel Kärcher beraten ihre Kunden in der grundlegend sanierten Jugendstil-Villa Nikolaus in der Oberkircher Eisenbahnstraße.
    18.09.2024
    Neu in Oberkirch: Kärcher & Schuler Capital Management GmbH
    Viel Erfahrung, sturmerprobt und ein großes Netzwerk – mit Richard Schuler verfolgt ein Grandseigneur der Finanzbranche gemeinsam mit dem jungen Analytiker Samuel Kärcher die Grundsätze objektiv, wissenschaftlich fundiert, individuell und diskret.
  • Außenansicht der generalsanierten Gebäude in der Offenburger Oststadt. Sie werden exklusiv vom Maklerbüro Arnold Ernst vermarktet.
    07.09.2024
    Seit mehr als 60 Jahren aktiv und fair am Markt präsent
    Mit 18 Mitarbeitenden, zwei Standorten, mehr als 2500 bisher verkauften Objekten, mehr als 3000 vermieteten Objekten und ebenso vielen Wohnungen in der Verwaltung ist das Offenburger Büro ein "Schwergewicht" der Branche in der Region.
  • Gemeinsam tanzen oder gemeinsam fit halten. Das ist in den Seniorenkursen des Tantstudios DanceInLine von Julia Radtke möglich. 
    30.08.2024
    Tanzstudio DanceInLine bietet Kurse für Junggebliebene an
    Tanzen ist Bewegung, Geselligkeit und es kennt kein Alter. Im Tanzstudio DanceInLine von Julia Radtke tummeln sich alle Altersgruppen und haben Freude an der Bewegung. Im Herbst starten neue Kurse.