Mit einer Premiere hat am Samstag die 26. Chrysanthema begonnen. Erstmals in der Geschichte des traditionsreichen Blumenfestes wird die Chrysanthemenkönigin von zwei Jungen begleitet.

In eleganter schwarzer Hose, weißem Hemd und Spencer, auf den Chrysanthemen gestickt sind, hatten sie beim Empfang im Lahrer Pflugsaal ihren ersten Auftritt und führten Valerie die II. auf die Bühne. Statt eines Blumensträußchens hielten die beiden Chrysanthemenjungen ein Weinglas in der Hand.

Der Empfang: Lehrer der Lahrer Musikschule eröffneten den Empfang mit Musik. Am Mikrofon stand Gesangslehrerin Marion Mattern, an der Gitarre begleitete Markus Nierlein. Das Duo ist auch durch Auftritte im Europa-Park bekannt. Regenschirm oder Sonnenbrille? Mit dieser Frage sah sich Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert konfrontiert. Er entschied sich für die Sonnenbrille – doch an diesem Eröffnungswochenende waren beide Accessoires gefragt.

Neben den Sponsoren der Chrysanthema saßen zahlreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Handel und Handwerk im Publikum. Ibert erinnerte in seiner Ansprache an die langjährigen Sponsoren, Event- und Servicepartner: "Ohne regionales Sponsoring gebe es vieles nicht. Das sind Renditen, die in die Region gehen", betonte der Rathauschef. Wie in jedem Jahr war auch eine Delegation aus Lahrs Partnerstadt Dole dabei, diesmal angeführt von Bürgermeister Jean Baptiste Gagneaux mit 45 Gästen.

Premiere feierte zudem der Besuch einer Delegation aus der Ukraine mit sechs Vertretern. Bürgermeister Andrii Naida aus Kalusch steht für die neue Städtefreundschaft, die Lahr im Mai dieses Jahres geschlossen hat. Hintergrund ist das Engagement des Vereins "Lahr hilft", der nun unter "Gemeinsam Europa" firmiert.

Ibert erinnerte daran, "welches große Rad die Stadt mit der Ausrichtung der Chrysanthema dreht". 387.000 Gäste kamen zur vergangenen Chrysanthema. Zum Vergleich: Freudenstadt und Baiersbronn zählten bei der Landesgartenschau an 142 Tagen 485.000 Besucher. Die japanische Nationalblume hat Lahr zu Bekanntheit verholfen. Beim Gang durch die Stadt habe er das Gefühl gehabt, dass der gesamte Betriebshof Grün Lahr (BGL) am Schaffen war, schmunzelte Ibert. Besonders freute er sich über das gemeinsame Beet, das Auszubildende vom Städtischen Grün und der Badischen Malerfachschule auf dem Museumsplatz gestaltet haben.

Dank an Partner

"Die Chrysanthema ist nicht nur für die Ü30, sondern auch für die U30 etwas", sagte Ibert und verwies auf die Aktion des Vereins Flitzebogen im Park vor dem Rathaus sowie die geplanten Familientage. "Alleine geht gar nichts", so der Rathauschef und dankte den vielen Partnern, die das 14-tägige Event ermöglichen. Erstmals gibt es in diesem Jahr auch einen Zufahrtsschutz an der Kaiser- und Friedrichstraße sowie am Marktplatz, um die Sicherheit der Besucher zu erhöhen.

Die Krönung: Traditionell ist die Krönungszeremonie auf der Hauptbühne der Publikumsmagnet zum Auftakt. The Killing Jivers aus Freiburg sorgten für Stimmung, bis Oberbürgermeister Ibert Valerie II. die Krone aufsetzte. Markus Knoll moderierte gewohnt humorvoll. Die beiden Blumenkinder Alexander und Niklas meisterten die Fragen souverän. In ihrem Outfit fühlten sie sich "wie Geschäftsmänner auf Reisen" und "auf der Bühne fühlen sie sich wohl." Ihre Mutter, Rathausmitarbeiterin, habe auf Gleichstellung hingewiesen: Warum immer nur Blumenmädchen? So bewarben sich die Zwillinge – und Valerie II. hat nun zwei männliche Begleiter.

Ob künftig ein Chrysanthemenkönig folgt? Ibert zeigte sich auf Anfrage zurückhaltend: "Wir sind mit Chrysanthemenköniginnen immer gut gefahren." Königliche Musik begleitete die Krönung. Ibert steckte Valerie II. das Diadem ins Haar. Es folgten kurze Gespräche mit Bürgermeister Gagneaux, der berichtete, dass es nun auch in Dole eine Chrysanthemenschau gibt. Bürgermeister Naida erinnerte an die 270 gefallenen und 150 vermissten Stadtsöhne der 90.000-Einwohner-Stadt im Westen der Ukraine. Zudem dankte er für die Lahrer Hilfe zur Stärkung der Infrastruktur.

"Menschen vernetzen"

Valerie II. bedankte sich, dass trotz Regens so viele Besucher gekommen sind, und appellierte an die Stadtgesellschaft, respektvoll miteinander umzugehen. Sie wünsche sich, dass es keine Barrieren gibt und möchte in ihrer Zeit als Chrysanthemenkönigin die Menschen vernetzen. Die studierte Politikwissenschaftlerin war während ihres Studiums viel im Ausland unterwegs und schätzt das Potenzial der multikulturellen Gesellschaft. Sie sieht in der Vielfalt eine große Chance für Lahr.

Die Blumenschau: Für Fabian Roßmanith ist die 26. Chrysanthema eine Premiere. Seit 15. April leitet er die Abteilung Städtisches Grün und Umwelt und ist für die Arrangements der Blumenschau verantwortlich. Die Beete zeigen seine Handschrift, die die Gestaltung erlebbarer und interaktiver machen. Die japanische Ozukuri-Chrysantheme ist vom Urteilsplatz auf den Platz vor dem Storchenturm umgezogen.Das Beet der Partnerschaft Dole ziert eine mystische Figur des französischen Erzählers und Dramatikers Marcel Aymé.

"Sagenhaft" lautet das Motto der Chrysanthema, märchenhafte Geschichten entführen die Besucher. Walther von Geroldseck ist das Thema des Waldkindergartens Flitzebogen – eine romantische Inszenierung, die besonders Familien anspricht.

Verkaufsoffener Sonntag: Der Einzelhandel, die Gastronomie und die Verwaltungsspitze können zufrieden sein. Trotz gelegentlicher Schauer brummte die Stadt. Schlagerparty mit Reiner Kirsten und verkaufsoffener Sonntag sind immer wieder ein Garant für viele Besucher. Wiederholungstäter der herbstlichen Blumenschau, wissen um den Tag der Volksmusik auf dem Marktplatz. Insbesondere Geri der Klostertaler schunkelt den Marktplatz. Das Publikum ist begeistert. Menschenmassen schieben sich durch die Marktstraße.

Ungesehen und unbemerkt bleibt bei vielen Besuchern nicht, dass gerade in der Flaniermeile die bunten Herbstblüher fehlen. "Ich hatte mehr erwartet", sagt auch eine Schwäbin, die eigens wegen des Blütenzaubers angereist war beim Blick von der Rathaustreppe auf den Urteilsplatz und die Marktstraße. "Früher war mehr", machte sie aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl. Ein älterer Herr lobte, "sie haben ein schönes Städtle mit den historischen Häusern." Sein Problem: Die Zeit drängt, der Bus fährt gleich ab.

Bettina Schaller

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