

Der Jahresrückblick wurde monatsweise von den Ortschaftsräten präsentiert. Zu Gast war Baubürgermeister Thomas Wuttke (2. von rechts). Rechts neben ihm der neue Ratsschreiber Hannes John.©Nina Saam
2024 war kommunalpolitisch für Kork ein besonders unruhiges Jahr gewesen. In der Bürgerversammlung am Freitag wurde der hinlänglich bekannte Hickhack um den Ortsvorsteher-Posten allerdings nur gestreift. Da nach den Wahlen und den nachfolgenden Turbulenzen mehr als die Hälfte der Ortschaftsräte ausgewechselt wurden, hatte sich das Gremium für den Jahresrückblick ein neues Format ausgedacht: Das vergangene Jahr wurde monatsweise präsentiert – die erste Hälfte von altgedienten Räten, die zweite Jahreshälfte von denen, die neu hinzugekommen waren.
Das hatte allerdings zur Folge, dass der Rückblick lediglich aus einer Aufzählung der im Ortschaftsrat gefällten Beschlüsse und der im jeweiligen Monat stattgefunden Feste und Veranstaltungen bestand. Als die wichtigsten Punkte sind der im März 2024 eingeweihte neue Quartiersplatz im Baugebiet Lummertskeller IV zu nennen, der unter breiter Bürgerbeteiligung geplant worden war, und die Wiedereröffnung des Jugendkellers nach der Sanierung der Räume unter dem Handwerksmuseum.
Ein sehr umstrittenes Thema war der Bau eines Wohnhauses der Diakonie Kork hinter dem evangelischen Gemeindehaus gewesen, gegen den sich Anwohner und Gemeindemitglieder zur Wehr setzten. Ohne Erfolg: Der Bebauungsplan wurde im Juni auf den Weg gebracht, zum Jahresende begannen die Bauarbeiten. Der offizielle Spatenstich erfolgte im Januar dieses Jahres.
Nahversorger kommt
Auch für den neuen Lebensmittelmarkt wurden im letzten Jahr die Weichen gestellt. An der Straße „Am Dreschschopf“ soll ein neuer Nahversorger angesiedelt werden, da der kleine “Nah und gut“-Markt in der Ortsmitte in absehbarer Zeit schließen wird. Über dem neuen Markt sollen noch Praxisräume und Wohnungen entstehen.
Andere Projekte, die in der Vergangenheit in Kork für einigen Wirbel gesorgt hatten, tauchten im Rückblick nicht auf – zum Beispiel das geplante Flüchtlingsheim oder das abgebrannte Sporthaus des SV Kork.
Oliver Förster, der in der Diakonie Kork tätig ist, hob die Verflechtung des Ortes mit der Einrichtung hervor: Die Kita Regenbogen und die Oberlinschule auf dem Diakoniegelände werden auch von Korker Kindern besucht, die Grundschule Kork benutzt das „Wassertropfen“-Bad und beherbergt eine Außenklasse des Oberlin-Schulverbunds. Das Café Mahlzeit, das wegen der Bauarbeiten im evangelischen Gemeindehaus ins Hallenfoyer umgezogen ist, ist ein gemeinsames Angebot der Kirchengemeinde und der Diakonie Kork für alle Bürger.
Den Blick nach vorne richtete Baubürgermeister Thomas Wuttke: Er hatte eine Präsentation des geplanten Hallenanbaus mitgebracht, den die Stadt auf Bestreben von Ortsvorsteher Armin Lubberger zuletzt doch noch über die Rote Linie des Machbaren im Haushaltplan gehievt hatte. Bekanntlich müssen die Musikvereine des Dorfes aus den Kellerräumen der Grundschule ausziehen, wo sie bislang ihre Proben abgehalten haben, da die Räume für die Ganztagsbetreuung benötigt werden. An der Südseite der Halle soll nun der lang ersehnte Anbau realisiert werden und auf 300 Quadratmeter Fläche einen Probenraum, zwei Vereinsräume und ein Stuhllager beherbergen. Der mit großen Fensterfronten versehene Anbau wird mit rund 1,15 Millionen Euro veranschlagt. Mit der Fertigstellung wird im Sommer 2027 gerechnet.
Die Aussprache mit den Bürgern nahm zeitlich den größten Anteil bei der Bürgerversammlung ein. Vor allem gegen die vom alten Ortschaftsrat beschlossene Ampelanlage in der Ortsmitte machten mehrere Bürger Front. Die Ampel soll Kindern, Senioren und Menschen mit Beeinträchtigungen das gefahrlose Überqueren der Durchgangsstraße im Ortskern ermöglichen. Die Bürger befürchteten ein Verkehrschaos und bezweifelten, dass die Ampelanlage sicherer sei als der von ihnen geforderte Zebrastreifen. Baubürgermeister Thomas Wuttke betonte, dass sich nicht die Verwaltung diese Ampel ausgedacht habe, sondern dass sie das Ergebnis eines demokratischen Prozesses im Rahmen eines vom Land geförderten Modellprojekts sei: „Die Korker haben das selbst in mehreren Bürgerwerkstätten erarbeitet“, sagte er.
Einer der Anwesenden bemängelte, dass die Ausgangslage zu dieser Zeit eine andere gewesen sei: Damals galt noch Tempo 50 in der Ortsdurchfahrt, nun sind es 30 km/h. Andere kritisierten, dass die Befragung „nur im Altersheim und in der Diakonie“ durchgeführt wurde, die direkten Anlieger aber nicht gehört wurden.
Mehrwert für den Ort
Auch das Dauerthema ÖPNV – Busse, die Zugpendlern vor der Nase wegfahren, und der Schülertransport – kamen im Punkt „Bürgerdialog“ zur Sprache. Kritisiert wurde auch der Standort des neuen Supermarkts, eine Fläche, die ursprünglich nicht zur Bebauung vorgesehen war und nun „zubetoniert“ werde. „Der Platz war auch nicht unsere erste Wahl“, sagte dazu der Baubürgermeister. Die Stadt habe zuerst eine brachliegende Fläche an der Landstraße neben dem Kessel-Markt im Auge gehabt, die aber für das Vorhaben zu klein sei: „Die Investoren wollen nur große Märkte bauen“, so Wuttke. Um die nun dafür vorgesehene Fläche am Ortsrand Richtung Odelshofen optimal zu nutzen, sollen, wie schon erwähnt, über dem Markt Wohnungen und Praxisräume entstehen: „Das bringt zusätzlichen Mehrwert für den Ort“, zeigte sich Wuttke überzeugt.
Die Veranstaltung wurde musikalisch umrahmt vom Musikverein Germania Kork. Zum Abschluss schmetterten die Anwesenden gemeinsam das „Badnerlied“. Anschließend hatten die Besucher Gelegenheit, sich bei Snacks und Getränken im Hallenfoyer austauschen zu können.
Informiert
Statistik
Kork kratzt langsam, aber sicher an der 3000er-Marke: Zum Jahresende 2024 waren 2918 Einwohner gemeldet, 63 mehr als ein Jahr zuvor. Es gab 16 Eheschließungen und 26 Geburten, die Zahl der Sterbefälle lag bei 25 Bürgern.