Für den Acherner Matthias Griebl geht ein ereignisreiches Jahr zu Ende: Vor wenigen Tagen hat seine Windstrom Schwarzwaldhochstraße GmbH & Co. KG, ein Gemeinschaftsunternehmen von ihm und dem E-Werk Mittelbaden, die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für ein zweites Windrad auf der Hornisgrinde erhalten. "Wir sind sehr froh, dass wir die Genehmigung haben", sagt der Unternehmer auf Nachfrage. Der Bau solle im Sommer beginnen. Bis dahin, hofft er, sind bestenfalls die Genehmigungen für neun weitere Windkraftanlagen entlang der Schwarzwaldhochstraße da.

Gut im Zeitplan

Für die Anlagen an der B500 auf den Gemarkungen Seebach, Sasbach, Lauf und Ottersweier seien fast alle Unterlagen vorhanden. Drei Anträge wurden zur Vorprüfung abgeben, also einer Vorstufe des finalen Genehmigungsverfahrens. "Wir sind relativ gut im Zeitplan", fasst es der Ortenauer zusammen. Geplant war allerdings noch im Herbst, die Anträge bis Ende des Jahres abzugeben. Aufgrund der "Vielzahl von Gutachten" konnte dieser Plan nun nicht mehr vor dem Jahreswechsel umgesetzt werden.

Passieren soll der Schritt im neuen Jahr. "Mit etwas Glück" könnte die finale Genehmigung dann schon in der ersten Jahreshälfte erfolgen, hofft Griebl: "Positiv stimmt uns die gute Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Kommunen. Ohne sie wäre die Umsetzung des Projekts so nicht möglich gewesen." Das sei für derartige Vorhaben entscheidend, weil die Baugrundstücke teilweise überlappen würden oder eine Abstimmung für die Bereitstellung von Ausgleichsflächen nötig sei.

Für die betroffenen Kommunen – neben den genannten seien auch Achern-Sasbachried und Sasbachwalden beteiligt gewesen – sei das oberste Ziel von Anfang an gewesen, "einen Beitrag für die Energiewende zu leisten", erklärt Griebl. Das zeige: "Wenn alle an einem Strang ziehen, klappt es auch." Der Antrag für die Anlage auf der Hornisgrinde war im September eingereicht worden, im Dezember folgte die Genehmigung.

Im Zusammenhang mit dem Projekt hat es aus der Bevölkerung "fast nur Unterstützung" gegeben, sagt Griebl. Es seien sogar Unterschriften gesammelt worden für das zweite Windrad auf der Hornisgrinde, die beim Umweltministerium des Landes eingereicht wurden. Anders sehe das in Bezug auf die anderen Anlagen aus: "Da gibt es Zustimmung, aber auch kritische Stimmen." Umso wichtiger sei es, die Menschen mit Infoveranstaltungen mitzunehmen und dabei offen über Vor- und Nachteile zu sprechen.

Die Gemeinde Lauf hat über die Bereitstellung von Flächen sogar ihre Einwohner entscheiden lassen. Dazu erklärt Bürgermeisterin Bettina Kist laut Mitteilung des E-Werks: „Der mit viel Arbeit und Anstrengung verbundene Bürgerentscheid mit dem Ergebnis einer Zweidrittel-Mehrheit hat nicht nur den Laufern, sondern auch unserer Nachbarschaft Rückenwind für dieses nachhaltige Projekt gegeben."

"Bei der Wahl der Standorte haben wir ganz bewusst kritische Stimmen mit eingebunden", erklärt Griebl. So sei besonderer Wert auf ein ausreichendes Windaufkommen gelegt worden: "Andernfalls haben die Kritiker recht, wenn sie sagen: Das lohnt sich nicht." Das bestätigt laut E-Werk-Pressemitteilung auch Sasbachwaldens Bürgermeisterin Sonja Schuchter: "Wenn wir vorankommen möchten, ist es zwingend notwendig, die Standorte zu nutzen, die am windhöffigsten sind". Auf der Hornisgrinde sei das nachweislich der Fall, weshalb ihre Gemeinde gerne bereit gewesen sei, Ausgleichsflächen für Auerhuhn und Wiesenpieper zur Verfügung zu stellen.

Ein weiterer Faktor ist laut Griebl die Zufahrt über die Schwarzwaldhochstraße gewesen. An anderen Standorten müssten teils auf weiten Strecken neue Zufahrtswege gelegt werden, was hier nicht der Fall sei. Und in Bezug auf die Entfernung zur nächsten Wohnbebauung sei die Windstrom Schwarzwaldhochstraße den Kritikern entgegengekommen: "Bei einigen Anlagen beträgt die Entfernung teilweise nur 600 Meter. Bei uns sind es mindestens ein Kilometer plus Höhenmeter."

Ein guter Kompromiss

Mit den gewählten neun Standorten ist in Griebls Augen "ein guter Kompromiss geschaffen". Ähnliches gelte für die Hornisgrinde: "Hier haben wir auf Wunsch der Gemeinde Seebach dem Tourismus zuliebe eine kleinere Anlage gewählt." Die E-115 des deutschen Herstellers Enercon hat eine Gesamthöhe 179,50 Metern und eine Leistung von 4,2 Megawatt. Reinhard Schmälzle, Bürgermeister von Seebach, dankte laut E-Werk-Mitteilung "für den möglichen Kompromiss in Bezug auf die Bauhöhe" und erklärte: "Dazu hoffe und wünsche ich, dass nach der Erbauung der Windenergieanlage die hochsensible Naturfläche auf der Hornisgrinde wieder renaturiert wird."

Zeigen wird sich das im kommenden Sommer mit Baubeginn. Vor einem "Eingriff in die Natur" müssten aber erst die Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt werden. Hinzu komme ein enges Baufenster auf der Hornisgrinde: Wegen der Brutzeit des Auerhuhns dürfe nicht vor Mitte Juli mit den Arbeiten begonnen werden. Und ab Mitte Oktober sei mit so starken Windverhältnissen zu rechnen, dass der Bau dann nicht fortgeführt werden könne. Möglich sei, dass 2025 nur das Fundament errichtet wird, der Rest 2026, sagt Griebl.

„Das ist unser Leuchtturmprojekt. Auch die Landesregierung guckt sehr genau hin, was hier passiert", glaubt er zudem. Der Standort sei auch über Landesgrenzen hinweg bekannt, weil dort 1994 der erste Windpark eröffnet wurde. "Er ist also symbolisch für das Voranschreiten der Energiewende im Land."