Insgesamt drei Jahre und ein Tag wird sein größtes Abenteuer dauern. Phillip (21) aus Sachsen-Anhalt ist Tischler und auf der Walz. Er hat auf dieser Reise in vielen Betrieben Berufserfahrung gesammelt. Bereits seit zwei Jahren ist er für seine traditionelle Ausbildung fern von daheim unterwegs.

Phillip ist Mitglied im «Rolandschacht», einer Gesellenvereinigung von Handwerkern, deren Netzwerk ihn auffängt. Die Reportage «Auf der Walz» aus der Reihe «37 Grad» begleitet den jungen Handwerker auf der Reise. Die Sendung ist zu sehen an diesem Dienstag um 22.15 Uhr im ZDF.

Bedingungen: Unter 30, ledig, kinderlos und schuldenfrei

Vier Voraussetzungen gibt es: Alter unter 30, ledig, kinderlos und schuldenfrei. Phillip sieht die Zeit als ungefilterte Chance, persönlich zu wachsen. Er lernt, mit schwierigen Situationen - wie dem Klinkenputzen bei der Suche nach Arbeit - umzugehen. Die Bezeichnung «Vagabund» mag er gar nicht.

Patricia (26) macht sich von Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) aus auf den Weg. Die Landschaftsgärtnerin und Steinmetzin ist fasziniert von der Selbstbestimmtheit der Wanderschaft und beweist, dass die Walz nicht mehr nur eine Männerdomäne ist. Sie gehört keinem Schacht an, aber dennoch gelten Regeln und Rituale.

Sie muss über das Ortsschild klettern

So wird sie von männlichen Kollegen verabschiedet, muss über das Ortsschild klettern und tritt ihre Reise mit einer Mentorin an - auch das alles hat eine Tradition. Und dann gilt es, Kontakt zu halten (ohne moderne Kommunikationsmittel) mit ihrem Freund, der ebenfalls Wandergeselle ist.

Die Autoren Timo Gramer (43, «Die Nordreportage») und Daniel Hartung (51, «Die Geheimnisse der Superseller») haben ihre beiden Protagonisten über ein Jahr hinweg begleitet, durch alle Jahreszeiten - sie schildern alles sehr lebensnah.

Wanderkarte statt Mobiltelefon

Die Dinge, die unbedingt mitgenommen werden sollen (etwa Arbeitsklamotten und Wanderkarte), müssen in ein zusammengerolltes Stoffbündel passen. Wandergesellen dürfen nicht in ihren Heimatort zurückkehren (Bannmeile: 30 Kilometer) - das Überschreiten gilt als unehrenhaft.

Deutlich wird in diesem Film, dass die Tradition der Walz samt strengem Verhaltenskodex (gutes Benehmen gehört dazu) bei jungen Leuten zunehmend beliebter wird und viel mehr ist als nur eine Reise.

Die pure Entschleunigung stellt eher eine Schule fürs Leben dar, die den Gesellinnen und Gesellen ziemlich viel abverlangt, auch an Verzicht - auf Freunde ebenso wie auf Komfort. Mit sich allein klarzukommen will gelernt sein, und das Handy ist durchaus entbehrlich - zumindest vorübergehend.