„Wie erklären wir Herrn Lender denn nur den Lender-Geist?“ Für die Schüler Ruby, Mia und Liam war es wahrlich nicht einfach, als am Freitag beim Festakt 150 Jahre Heimschule Lender plötzlich ein Herr mit Zylinder und Frack hereinplatzte, verdutzt „seine Schule“ suchte und beim Besuch in der Cafeteria mit „eine Portion Gemischt mit Soße“, „vegetarischen Nuggets“ und „Mousse au Chocolat“ überhaupt nichts anfangen konnte.

Doch die Schüler in der Spielszene waren mit dem Zeitreisenden sehr verständnisvoll und erklärten ihm, dass es keine schulische Metzgerei mehr gebe und Schüler auch nicht mehr auf dem Acker ihre Lebensmittel anbauen müssten.

Doch trotz der Unterschiede sei der „Lender-Geist“ gleichgeblieben. Denn der stehe für „Gemeinschaft, Toleranz und Nächstenliebe“ und dafür, dass es nur eine Lender gibt, so das Fazit der Begegnung mit „Herrn Lender“ in dem Stück der Kreativ-Schreiben-AG (Leitung Laura Fischer). Originell und humorvoll brachte sie den besonderen „Lender-Geist“ auf den Punkt.

Mit vier Knaben

Was Franz Xaver Lender vor 150 Jahren mit Herzensbildung im Sasbacher Pfarrhaus und dem Lateinunterricht von vier Knaben begann, entwickelte sich zu einer der größten kirchlichen Schulen in Baden-Württemberg.

Deshalb rollte die Heimschule Lender mit Schulleiter Marco Cataldo und dessen Team für die zahlreichen Gäste den roten Teppich aus. Sie demonstrierten, welche Qualitäten die Gründung des Priesters, Dekans, Politikers und Bankgründers heute hat.

Den historischen Hintergrund von 1875 skizzierte Marco Cataldo. Dabei verwies er auf Themen wie Kulturkampf, Industrialisierung, Technik-Gläubigkeit und Säkularisierung, was die Lebensverhältnisse der Menschen schnell und tiefgreifend veränderte. In diesem gesellschaftlichen Sturm habe Lender in Sasbach „einen sicheren Hafen gebaut, der für Generationen zur Heimat wurde“.

Wie diese Heimat inmitten eines säkularen Umfelds pädagogisch-christlich gestaltet sein konnte, zeigte der Jesuiten-Pater Klaus Mertes in einer faszinierenden Festrede auf. Er beschrieb Bildung als Geschenk und Schule als Ausdruck von Freiheit und „Herzensbildung“. Die bedeute, „das eigene Herz zu trainieren, um die ganze Menschheit in der anderen Person zu sehen.“

Kurz gefasst bedeute dies „Liebe deinen Nächsten“ und damit die Erwartung, dass beide Seiten die Grundrechte und Menschenwürde des jeweils anderen achten. Deshalb müsste es in der Schule wesentlich darum gehen, wie junge Menschen ihren inneren Wert erkennen. Deshalb bedarf es Freiräume ohne moralischen Druck.

Die Schule habe den Wandel der Zeit nicht nur begleitet, sondern ihn aktiv mitgestaltet, das Bildungsangebot stetig erweitert und inhaltliche Schwerpunkte gesetzt, sagte Patrick Krug, Direktor der Schulstiftung. Was blieb, war der Geist der Lender, junge Menschen dazu zu ermutigen, „auf der Basis eines soliden christlichen Wertefundaments und einer umfassenden Bildung mit Neugier und Entschlossenheit in die Zukunft zu gehen.“ Die Schulstiftung begleite seit 1993 diesen Weg und habe mit Hilfe der Erzdiözese mehr als 20 Millionen Euro in Gebäude und Ausstattung investiert.

„Das Engagement der Kirche für die Bildung junger Menschen ist Ausdruck des christlichen Menschenbildes“, sagte Staatssekretärin Sandra Boser vom Kultusministerium. Die Heimschule Lender habe in 150 Jahren einen wichtigen Beitrag geleistet, um „Bildung für alle“ zu ermöglichen. Zur Erfolgsgeschichte gehöre wesentlich, dass christliche Werte wie Ehrfurcht vor der Schöpfung, Toleranz und Gerechtigkeit in den Bildungsauftrag einfließen.

"Unsere Lender"

Welche besonderen Qualitäten „unsere Lender“ hat, beschrieben Claudia Vygen (Elternbeirat), Oberbürgermeister Manuel Tabor (Vereinigung der Altsasbacher) sowie Sarah Back und Felix Claes (Schülersprecher) aus ihren Perspektiven. Dies ergab das Bild einer modernen Heimschule.

Im feierlichen Gottesdienst mit Generalvikar Christoph Neubrand spielten das Musikprofil 9 (Leitung Ellenkrämer) und beim Festakt das Sinfonieorchester (Leiter Ulrich Noss), der Jugendchor (Leiterin Christine Alshut) sowie die Bigband (Leader Stefan Nowak).