

Die teilnehmenden Ortschaftsräte aus Goldscheuer, Altenheim, Eckartsweier und Hohnhurst mit Harald Klumpp vom Regierungspräsidium (dritter von rechts).⇒Fotos: Matthias Rosa©Matthias Rosa
Kehl. Zu einem „Grenzlandtreffen“ kamen die Ortschaftsräte aus Goldscheuer, Altenheim, Eckartsweier und Hohnhurst am Samstagvormittag zusammen. Ziel war das Kulturwehr Kehl/Straßburg, wo Harald Klumpp, leitender technischer Direktor des Referates „Integriertes Rheinprogramm“ (IRP) beim Regierungspräsidium Freiburg, die rund 30 Teilnehmenden informierte.
Das IRP ist ein Vorhaben des Landes Baden-Württemberg, das auf ehemaligen Überflutungsflächen zwischen Basel und Mannheim insgesamt 13 Hochwasser-Rückhalteräume umfasst. Es geht auf eine vertragliche Vereinbarung zwischen der Republik Frankreich und der Bundesrepublik Deutschland zurück aus dem Jahr 1982 zurück.
Naturnahe Auen
Durch den Bau der Staustufen am Oberrhein zwischen Märkt und Iffezheim sind natürliche Auen und damit Überflutungsflächen verloren gegangen. Dies hat dazu geführt, dass bei großen Hochwasserereignissen am Rhein unterhalb von Iffezheim die akute Gefahr der Überströmung von Dämmen und von Dammbrüchen besteht. Um diese Hochwassergefahr zu reduzieren, sollen Flächen, die vor dem Staustufenbau noch überflutet waren, wieder zurückgewonnen werden. Ziel des IRP ist es, diese ehemaligen Überflutungsflächen wieder für den Hochwasserschutz zu aktivieren und die Erhaltung beziehungsweise Entwicklung naturnaher Auen zu bewirken.
Klumpp ging in seinem Vortrag hierbei besonders auf die Funktionen des Kulturwehrs Kehl/Straßburg und auf die Polder Altenheim ein. Das Kulturwehr habe eine Doppelfunktion, es stabilisiere den Grundwasserstand und kompensiere den Abfluss, der auf französischer Seite durch die Nutzung der Wasserkraft entstehe. Dies gehe alles auf den Versailler Vertrag von 1919 zurück.
Die Polder Altenheim können bei einer maximalen Überflutungsfläche von 5,2 Quadratkilometern insgesamt 17,6 Millionen Kubikmeter Hochwasser zurückhalten. Die Polderfläche entspricht ungefähr der Größe von 1040 Fußballfeldern. Anschaulich erklärte Klumpp auch, wie die Pumpwerke in Marlen und Goldscheuer bei Hochwasser und dem damit verbundenen Grundwasseranstieg funktionieren.
Hochwasserlagen
Er erklärte zudem den Ablauf bei angekündigten Hochwasserlagen und appellierte in dem Zusammenhang daran, die Sperrungen zu beachten. Diese dienten nicht nur dem Wildschutz, sondern schützten auch Menschenleben. Schließlich wäre das Rheinvorland im extremsten Fall bis zu fünfeinhalb Meter hoch unter Wasser. An den Vortrag schloss sich eine Besichtigung und Begehung des Kulturwehres an.
Hintergrund
Hochwasserschutz am Rhein
Finanziert wird das Integrierte Rheinprogramm durch das Land Baden-Württemberg und das Bundesministerium für Digitales und Verkehr. Die Regierungspräsidien Freiburg und Karlsruhe sind für seine Umsetzung verantwortlich. Seit 2015 sind die in Planung und im Bau befindlichen Hochwasserrückhalteräume zudem Teil des Nationalen Hochwasserschutzprogrammes des Bundes. Im Rahmen dieses Programmes werden prioritäre, überregional wirksame Hochwasserschutzprojekte durch finanzielle Förderung unterstützt.