Den Osterhasen gibt es wirklich
Zwei Redakteure, zwei Meinungen: Jeden Samstag stellt die Mittelbadische Presse in der Reihe "Pro & Kontra" zu einem kontroversen Thema zwei Positionen gegenüber. Ausbau der Rheintalbahn oder Nato-Einsätze - diskutiert wird, was polarisiert. An diesem Samstag lesen Sie: Robby Rheinschnake und Christoph Rigling über die Existenz des Osterhasen.
PRO
Von Robby Rheinschnake
"Er ist schnell und geschickt"
Also, irgendwann ist mal gut. Verschwörungstheoretiker gab es ja schon immer. Seit Jahrzehnten behaupten sie solchen Unsinn wie zum Beispiel, dass in Wirklichkeit nie ein Mensch auf dem Mond gewesen ist, Beatles-Sänger Paul McCartney 1966 gestorben und durch einen Doppelgänger ersetzt wurde oder – momentan sehr in Mode – Deutschland kein souveräner Staat ist und die deutsche Presse von der Bundesregierung gelenkt wird. Alles kompletter Unfug und nur für Leute wirklich interessant, die sich nachts einen Aluminium-Hut auf den Kopf setzen.
Der Gipfel der Verschwörungstheorien ist aber die, dass es den Osterhasen in Wirklichkeit gar nicht gibt und die Ostereier von Menschen versteckt werden. Wie kann man denn so etwas behaupten? Natürlich gibt es den Osterhasen! Seit Ewigkeiten hetzt er sich Jahr für Jahr ab, um Kindern über die Feiertage eine Freude zu bereiten. Und was ist der Dank der meisten Erwachsenen? Ihnen fällt nichts Besseres ein, als den Kindern die Freude an der Eiersuche zu nehmen, indem sie die Existenz des fleißigen Hasen ausschließen. Und das nur, weil er noch nie gesehen wurde. Dass das ganz einfach an der Schnelligkeit und Geschicklichkeit des Langohrs und der Unaufmerksamkeit der Menschen liegt, ist für diese Berufsskeptiker natürlich völlig ausgeschlossen. Bedauernswert. Trotzdem wünsche ich allen frohe Ostern.
KONTRA
Von Christoph Rigling
Es gibt nur den Nikolausi
Jetzt muss ich mal dramatisch die Spaßbremse mimen: Das mit dem Osterhasen ist natürlich völliger Quatsch. Da kann die beliebte Rheinschnake Robby im Beitrag nebenan noch so lange herumeiern. Kein Hase legt Eier, kocht sie hart, färbt sie bunt und verteilt sie, wenn es denn das Wetter zulässt, im Gras und den Blumenarrangements des Gartens, sodass die Kinder danach wie wild suchen können.
Mit der Mär vom Osterhasen werden die kleinen Racker echt für blöd verkauft. Die verlieren ja das Vertrauen in die Eltern. Denn schnell merken sie, dass alles nur eine Erfindung von uns Erwachsenen ist, um den Kindern ein paar Geschenke unterzujubeln. Also nee, hier gilt es bei der Wahrheit zu bleiben und Aufklärung zu betreiben.
Wie ausgebufft Kinder schon sind, wird in Gerhard Polts Sketch-Klassiker »Nikolausi« deutlich. Der kleine Junge fällt nicht auf das dumme »Osterhasi«-Gequatsche rein. »He, nein, he, das ist Osterhasi, weißt du, Osterhasi mit den Öhrli, hehehe, der bringt Gaggi für das Bubele, hehehehe, jaja.« Jaja, »Gaggi«. Da müsste man eher »Gaga« sagen. Das Baby durchschaut den tumben Polt: Nein, selbst wenn es Frühling wird, es gibt keinen Osterhasen, der die »Gaggi« bringt, der landet höchstens in der Bratenröhre. Das »Bubele« lässt sich nicht veralbern. Es weiß, es gibt nur den Nikolausi. Und damit aus die Maus.