Offenburg

Kurt Erhart (104) ist seit 80 Jahren Priester

Barbara Puppe
Lesezeit 4 Minuten
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26. März 2016

Mit 104 Jahren ist Kurt Erhart noch gesund und munter. Im Jubiläumsgottesdienst am Montag wird er noch selbst predigen. ©Barbara Puppe

Mit 104 Jahren kann Pfarrer Kurt Erhart in der Jubiläumsmesse am Ostermontag um 11 Uhr in der Heilig-Kreuz-Kirche gesund und munter sein 80-jähriges Priesterjubiläum feiern.

Offenburg. Zum Interviewtermin ist der Jubilar selbst an der Sprechanlage des Aenne-Burda-Stifts, wo er seit zwei Jahren wohnt. »Zwei Treppen hoch und dann links«, erklärt er. Und dort steht er dann, kein Rollator, kein Stock, keine Spur von Hinfälligkeit oder Schwäche. Im Gegenteil, er wirkt freundlich, neugierig. »Kommen Sie rein in meine Bude«, seine Begrüßung ist herzlich.  »Was wollen Sie denn wissen?«, fragt er. Ja, zunächst einmal, wie er das geschafft hat, mit 104 Jahren noch so unglaublich fit zu sein. Und dann, was er so schön findet am Priesterberuf, dass er von sich sagt, er habe sich eigentlich erst mit 102 Jahren pensionieren lassen?
Entspannt und unterhaltsam fängt er an zu erzählen. Ein gesundes Leben habe er geführt, Essen und Trinken im Rahmen, jeden Mittag ein kleines Glas Wein, ab und zu raucht er eine Zigarre. Da geht die Tür auf und Theresia Kunzmann tritt ein. Sie ist seine langjährige Haushälterin, Sekretärin und Betreuerin und wohnt gleich nebenan. Obwohl selbst an die 85, kocht sie noch jeden Tag für ihn, sorgt für sein Wohlergehen und überwacht seine Termine. »Sie kümmert sich besser um mich als jeder Arzt oder jedes Krankenhaus«, lobt der Hausherr und lächelt.
Wie kam es, dass er Priester wurde? »Ich musste mich gegen meinen Vater wehren, weil ich aufs Gymnasium gehen wollte«, erinnert er sich. »Ich war überzeugt, der Herrgott will diesen Weg von mir.« Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gemacht worden, vor der Priesterweihe habe sein Spiritual ihn aufschreiben lassen, warum er sich weihen lassen wolle. Er fühlte sich berufen, »man hat einen klaren Weg vor sich«, sagt er und greift nach einem Schwarz-Weiß-Foto. 
Nicht weniger als 60 Priesteramtskandidaten aus seinem Weihejahrgang  sind darauf zu sehen. Alle, bis auf einen, wurden geweiht und alle sind dabei geblieben. Auch für ihn ist der Glaube an Gott und die eigene Berufung die Mitte seines Lebens. »Meine Wege waren nicht immer alltäglich, ich bin meine eigenen Wege gegangen und habe mir immer auch viel Freiheiten erlaubt«, erklärt er mit einem vergnügten Funkeln in den Augen. Tatsächlich hat er einiges in dem Jahrhundert seines Lebens erlebt. Geboren im oberrheinischen Wehr wuchs er mit sieben Geschwistern auf, besuchte die Heimschule Lender in Sasbach, studierte in Freiburg Theologie und wurde 1936 zum Priester geweiht. 1940 zum Wehrdienst einberufen, verbrachte er bis Kriegsende die meiste Zeit als Sanitätsunteroffizier in Russland. Er kam in russische Gefangenschaft und 1954 nach Hause. »Es war Fügung«, sagt er dazu. Es folgten verschiedene Stationen als Pfarrer, zuletzt war er als Krankenhausseelsorger tätig. 
Immer sei es sein Anliegen gewesen, nahe bei den Menschen zu sein, mit viel Energie habe er sich für den Bau von Kindergärten, Gemeindehäusern, Pfarrheimen und Kirchenrenovierungen eingesetzt. Noch vor zwei Jahren hat er im Aenne-Burda-Stift regelmäßig Gottesdienste gefeiert. 1981 ging er offiziell in den Ruhestand, »aber eigentlich bin ich erst mit 102 pensioniert worden«, schmunzelt er.
Noch heute im 105. Lebensjahr läuft er einmal pro Woche um den Berghauptener Baggersee, ohne Rollator, nur am Arm von Freunden. Er nimmt am Zeitgeschehen teil und verfolgt kritisch die Entwicklung seiner Kirche, von der er sagt: »Höchste Zeit, dass sich etwas ändert.« Das Konzil habe viel begonnen, meint er, aber unglaublich, wieviel sich seit seiner Ordinierung tatsächlich schon geändert habe. Papst Franziskus sei ein Geschenk für die Kirche, was er angedacht habe, hätte keiner vorher wagen können. Hoffentlich halte er noch einige Jahre durch, damit sich seine Linie so festlegen würde, dass sie kaum zurückzudrehen sei, wünscht er der katholischen Kirche. 
Beim Thema Zölibat oder  Frauen in der Kirche bleibt er gelassen. Das werde sich automatisch ändern. In den nächsten 30 bis 40 Jahren werde die Kirche ein wesentlich anderes Gesicht haben.
Nach einer Stunde Interview ist er immer noch nicht ermüdet. Es geht ihm gut und irgendwie scheint es ihm auch Spaß zu machen zu zeigen, dass die Jahre ihm nichts von seiner Vitalität, seinem Humor und seiner Lebensfreude  nehmen konnten. Sein Jubiläum habe er eigentlich ganz bescheiden mit den Bewohnern des Aenne-Burda-Stifts feiern wollen, erzählt er noch, aber jetzt hätten sich doch sechs Priesterkollegen angesagt. »Dann feiere ich nochmal mit der Pfarrgemeinde  Heilig Kreuz am Ostermontag«, kündigt er an.
TERMIN: Jubiläumsgottesdienst am Ostermontag um 11 Uhr in Heilig Kreuz. Die Festpredigt hält Domkapitular Peter Kohl aus Freiburg.

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