Offenburg
Der Blick durch Heinz Erhardts Linse
Burkhard Ritter
10. July 2002
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Das Stadtarchiv arbeitet den Nachlass des verstorbenen Offenburger Fotografen auf / Sparkasse setzt Erhardt-Kalenderserie fort
Den Nachlass des Offenburger Fotografen Heinz Erhardt stellten gestern Stadtarchiv, Sparkasse Offenburg/Ortenau und der Bruder des Künstlers, Hermann Erhardt, vor. Im Sinne des verstorbenen Fotografen sollen die Bilder, sobald sie archiviert sind, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.
Offenburg. »Er hat sich reingefressen in seine Aufgabe«, weiß Hermann Erhardt. Der Bruder des im Januar verstorbenen Offenburger Fotografen Heinz Erhardt zeigte gemeinsam mit Archiv und Sparkasse dessen Nachlass gestern erstmals öffentlich. Fotos mit Motiven aus der Ortenau - ruhig, beschaulich, heimelig, aber ohne Hauch von Kitsch. Michael Friedmann, Leiter des Stadtarchivs, würdigte die Arbeiten des Verstorbenen: »Erhardt lehrte einen, die Heimat zu sehen.« Die Sichtweise des Fotografen enthülle dem Betrachter neue Aspekte bekannter Ansichten, so Friedmann.
Tycho Klettner von Archiv hat mit einer groben Verschlagwortung schon etwas System in die Materialfülle von 30000 bis 40000 Dias gebracht: Offenburg, Frühling, Ortenberger Schloss, Bäume… Welche Untergruppen noch eingerichtet werden müssen, wird sich erst im Laufe der Zeit zeigen. Klettner: »Man muss sich erst einmal eindenken in das System, das der Fotograf selbst hatte.« Und das Material in Form bringen: Seit über drei Monaten schneidet Klettner Diastreifen auseinander, rahmt die Bilder und verstaut sie in Plastikkästen.
»Konserviert werden die Bilder, indem sie digitalisiert werden«, erklärt Friedmann. Ein Auftrag, den man vermutlich nach außen vergeben wird, »weil das hohe Niveau der Bilder auch höchste Qualität bei der Verarbeitung erfordert«. Ein Zeitplan liegt dafür noch nicht vor, ebenso wenig wie die Finanzierung. Für den Aufkauf des Erhardt-Nachlasses kam die Kulturstiftung Offenburg auf - nach einem Vertrag, der noch zu Lebzeiten des Künstlers geschlossen worden war. Sobald das Material aufbereitet ist, wird es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Friedmann: »Der Bürger - nicht der Sammler - soll darauf zurückgreifen können.«
Ergänzende Fundstücke
Sehr der Sache zugewandt ist Erhardts Bruder Hermann, dessen Anliegen es ist, dem Stadtarchiv möglichst alle Materialien zur Verfügung zu stellen. Neue Fundstücke reicht er an das Archiv weiter, das besonderes Interesse an den privaten Bildern Erhardts signalisierte. Friedmann: »Außer an seinem Schaffen sind wir natürlich auch am Menschen, an der Biografie Erhards interessiert.« Fünf Kisten mit weiteren Dias brachte der Bruder gestern gleich mit: Bilder von Erhardts Asienreisen, die er im Auftrag von Hubert Burda unternommen hatte.
Die Vertreter der Sparkasse, Bereichsdirektor Kilian Fröhlich und Wolfgang Mark von der Öffentlichkeitsarbeit, wählen Motive für ihren bekannten Kalender aus. Mit Erhardt hätte die Sparkasse bis mindestens 2004 zusammengearbeitet. Und daran wolle man festhalten, so Fröhlich.