Offenburg

»Das Wichtigste ist Disziplin«

Katharina Jansen
Lesezeit 3 Minuten
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10. April 2015

Sibylle Bäuerle-Fischer arbeitet zweimal die Woche im Technischen Rathaus in Offenburg. Den Rest ihres Arbeitspensums erledigt die Rathausangestellte von zu Hause. ©Ulrich Marx

Als eine von sechs Angestellten im Offenburger Rathaus arbeitet Sibylle Bäuerle-Fischer zeitweise von zu Hause aus. So kann sie ihre Mutter und Tochter versorgen und gleichzeitig ihrem Beruf nachgehen. Auch andere Offenburger Einrichtungen und Unternehmen bieten solche  Homeoffice-Modelle an.

Offenburg. Das Telefon klingelt. Der Computerbildschirm blinkt. Langsam trudeln E-Mails ein. Sibylle Bäuerle-Fischer sitzt zu Hause in Freiburg an ihrem Schreibtisch vor einem Plan mit den Offenburger Buslinien-Netz. Diesen hat sie gestern von ihrer Arbeitsstelle im Offenburger Rathaus mit nach Hause genommen. Im Büro zu Hause zu arbeiten, ist für sie Normalität. Seit Anfang des Jahres wickelt die Rathausangestellte zehn Prozent ihrer Arbeit im Homeoffice ab. Alternierende Tele-Arbeit nennt sich das Modell, bei dem die Arbeitnehmer ein Gros ihrer Arbeitszeit im Büro verbringen und einen individuell festgelegten Teil am Arbeitsplatz zu Hause.

»Immer beliebter«
Sibylle Bäuerle-Fischer ist eine von sechs Tele-Mitarbeiterinnen der Stadt. »Die Homeoffice-Modelle erfreuen sich immer größerer Beliebtheit«, sagt die Pressesprecherin der Stadt Offenburg, Heidi Haberecht. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde für viele Arbeitnehmer in der heutigen Zeit immer wichtiger.

Gleichzeitig werden die Gründe für die Heimarbeit vielschichtig: »Oft ist es die Betreuung von Kindern oder von pflegebedürftigen Angehörigen«, so Haberecht.
Für Sibylle Bäuerle-Fischer hat sich der Schritt gelohnt. »Ich bin sehr zufrieden, wie es momentan läuft«, erklärt die Rathausmitarbeiterin, die vor allem für den Schlüsselbus zuständig ist. Das Modell bringe nur Vorteile für sie. »Ich bin viel flexibler. Wenn ich für eine Aufgabe besonders viel Ruhe brauche, kann ich sagen, ich erledige das zu Hause. Andere Sachen, die der Absprache bedürfen, bearbeite ich im Büro.«

Trotz großer Zufriedenheit mit dem Modell ist es für sie unvorstellbar nur zu Hause zu arbeiten. Dazu schätzt sie den Kontakt zu den Kollegen am Arbeitsplatz zu sehr. Oftmals helfe es einfach, sich auszutauschen, um neue Ideen zu bekommen. Ihrer Erfahrung nach ist  die Tele-Arbeit nicht für jeden geeignet. »Das wichtigste ist die Disziplin«, sagt Bäuerle-Fischer.

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Ihr Büro im Arbeitszimmer zu Hause betritt sie nur morgens. Erst wenn ihre 14-Jährige Tochter zur Schule gegangen ist, fängt sie an. »Dann setze ich mich einfach ins Arbeitszimmer, ganz egal, ob meine Tochter das Pausenbrot vergessen hat oder sich die Wäsche im Bad türmt.« Ihr Credo: Wer zu Hause arbeitet, muss während der Arbeitszeit den Haushalt ausblenden. Im Büro kümmere man sich schließlich auch nicht ums Abendessen.

Begründung notwendig
Im Offenburger Rathaus gibt es bestimmte Voraussetzungen für die Einrichtung dieser Arbeitsplätze: »Homeoffice-Arbeitsplätze können beantragt werden, wenn dienstliche Belange dem nicht entgegenstehen«, erklärt Pressesprecherin Haberecht.

Derzeit gebe es dieses Angebot vor allem im Mitarbeiterbereich, nicht bei den Führungskräften. Die Homeoffice-Mitarbeiter arbeiten im Personalwesen, der Verkehrsplanung, dem Gebäudemanagement und der Geoinformation. Wichtig sei es, sich mit dem Vorgesetzten abzusprechen und eine Begründung zu verfassen, weshalb ein Homeoffice-Arbeitsplatz in diesem Fall eingerichtet werden soll.

Oftmals bitten die Arbeitnehmer um einen Arbeitsplatz zu Hause. Nicht so im Fall Bäuerle-Fischer: »Ich arbeite zurzeit an einem großen Projekt. Mein Chef wollte, dass ich meine Stunden aufstocke, doch das geht nicht wegen der Versorgung meiner Mutter und meiner Tochter, für die ich weiterhin genügend Zeit haben möchte. So entstand die Idee, ich könne einen Teil der Arbeit von zu Hause aus erledigen«, erläutert sie.

Hintergrund

Das Büro zu Hause wird vor allem von Frauen genutzt

◼ Homeoffice-Tage gibt es nicht nur im Offenburger Rathaus. Zahlreiche Unternehmen setzten auf das Modell. Konkrete Zahlen konnte die Agentur für Arbeit allerdings nicht nennen, da laut Pressesprecherin Roswitha
Huber seit 2012 in der Statistik des Arbeitsamtes lediglich die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in Voll- und Teilzeit erhoben werden.                               ◼ Spitzenreiter unter den vom Offenburger Tageblatt befragten Institutionen mit Home-Office-Arbeitplätzen ist das Landratsamt Orte-naukreis. »Bei uns arbeiten, quer durch alle Abteilungen, 48 Mitarbeiter im Homeoffice. 31 davon sind Frauen und 17 Männer«, sagt Pressesprecherin Ursula Moster.

◼ 47 Mitarbeiter in Telearbeit verzeichnet die Hochschule Offenburg in diesem Jahr. Einen Grund für die hohe Zahl sieht Christine Parsdorfer in der Vereinfachung der Genehmigungsverfahren: Seit 2013 reichen eine fachliche Begründung des Beschäftigten und die Zustimmung des Vorgesetzten aus. Im Gegensatz zu vielen anderen Einrichtungen, bei den vor allem Frauen auf das Angebot zurückgreifen, nehmen an der Hochschule auch 17 Männer die Möglichkeit wahr.                             ◼ Weder der Büroeinrichter Printus noch der Bonbonhersteller Vivil verfügen derzeit über Tele-Arbeitsplätze.

◼ Darüber, wie viele Mitarbeiter 2015 bei Hansgrohe und Tesa die Tele-Arbeit nutzen, gab es seitens der Unternehmen keine Angaben. Hans-grohe- Personalchef Thomas Egenter sagt: »Grundsätzlich bieten wir allen Mitarbeitern im Rahmen der betrieblichen Möglichkeiten an, von zu Hause aus zu arbeiten.«                            

◼ »Bei uns sind Homeoffice-Tage individueller Bestandteil des Vertrags«, sagt die Leiterin der Konzernkommunikation bei Burda, Silke Trösch. Das Modell werde von Frauen nachgefragt.

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