Ausstellung ehrt den Urwaldarzt Schweitzer
Vor 50 Jahren starb Albert Schweitzer, vor 100 Jahren formulierte er seinen philosophischen Kernsatz von der »Ehrfurcht vor dem Leben«. An ihn erinnert eine Ausstellung im Kloster Unserer Lieben Frau.
»Dies ist eine besondere Ausstellung«, eröffnete Mutter Martina Merkle am Dienstag die schlicht gehaltene, mit viel Information versehene Schau über das Leben von Albert Schweitzer. Es sei »keine leichte Aufgabe«, sich diesem »vielfältig begabten Menschen« zu nähern. Sie erinnere sich heute noch lebhaft daran, wie der Theologe, Philosoph, Musiker und Arzt als schon 87-Jähriger vor einer ausgewählten Schülerschaft an ihrer Schule in Villingen einen Vortrag gehalten habe und wie sie zu diesem »außergewöhnlichen Menschenfreund« aufgesehen habe.
Das Leben und Wirken Albert Schweitzers umriss Stefan Walther von der Albert-Schweitzer-Gesellschaft, die auch die Materialien zur bis zum 11. Juli dauernden Ausstellung zur Verfügung stellt. Schweitzer, der aus einem Pfarrers-Haushalt stammte und in seiner Jugend alle Möglichkeiten hatte, seinen Lebensweg nach eigenem Wunsch zu gestalten und gelingen zu lassen, gelangte schon früh zu der Erkenntnis, dass »mein Glück nicht selbstverständlich ist«.
Bereits mit 21 Jahren fasste er den Entschluss, bis zum 30. Lebensjahr »sein« Leben zu leben und eine Karriere zu verfolgen, um dann den Rest seines Lebens »etwas zurück zu geben«. Albert Schweitzer wurde Prediger, Theologieprofessor und Philosoph, feiert als begnadeter Musiker Erfolge und war als Orgel-Spezialist geachtet.
Mit 30 Jahren ging er beherzt seine Lebenswende an und studierte Medizin: »Arzt wollte ich werden, um ohne irgendein Reden wirken zu können.« Schweitzer und seine Frau Helene gingen nach Afrika und gründeten in Lambarene das noch heute bestehende Urwald-Hospital, in dem übrigens neben Menschen auch Tiere behandelt wurden. 1915 formulierte Albert Schweitzer seinen Kernsatz: »Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.« Ehrfurcht vor dem Leben war seine Maxime, die ihn auch zum Friedensaktivisten werden ließ.
Der unermüdlich schaffende Schweitzer, der auch im Busch nicht auf seine geliebte Musik verzichtete und sich oft in der Nacht noch ans »Tropenklavier« setzte, schuf eine umfassende »Kulturphilosophie«. Liest man seine Schriften zum Umgang mit der Natur und seine Thesen zum Besitz und den verantwortungsvollen Umgang damit, so zeigt sich die Zeitlosigkeit des großen Denkers und Philosophen.
Mit Konzerten finanziert
Als Orgelvirtuose, der in Europa Konzerte gab, finanzierte Albert Schweitzer seine Arbeit in Lambarene. Johann Sebastian Bach war für ihn dabei das Maß aller Dinge. Daher kam für die musikalische Umrahmung auch nur Bach in Frage. Annika Meinke spielte auf dem Sopran-Saxofon die Bearbeitung einer ursprünglich für Cello geschriebene Solosuite von Bach.
◼ Ein weiterer Höhepunkt wird das Konzert »In memoriam Albert Schweitzer« am Samstag, 4. Juli, um 20 Uhr in der Klosterkirche sein. Unter der Leitung von Martin Groß erklingen Werke von Johann Sebastian Bach und einigen Zeitgenossen.