Köstliches aus der Gerüchteküche
Die Schnurranten tischten in den Hausacher Beizen ein achtgängiges, mit viel Spott gewürztes Schnurrmenü auf. Das Publikum genoss die abwechslungsreiche Kost aus der Gerüchteküche und musste – eine Spezialität der Hausacher Schnurranten – immer wieder selbst mit ran.
Hausach. Das Amuse Gueule des variantenreichen Schnurrmenüs am Samstagabend servierten im »Ratskeller« die »Blättle«. Sie garnierten den Verkauf des Narrenblättles »Wunderfitz« mit einer Geschichte über die Irrfahrt der Akten des Säckelmeisters, die Carmelo Agüera im Zug vergessen hatte.
Und dann kam schon die Überraschungssuppe. Dass der angekündigte Abschied der »Original Schnurrmusikanten« dem Publikum nicht schon beim zweiten Gang den Magen verdarb, lag daran, dass sie zum Trost die schönsten Geschichten der letzten 40 Jahre noch einmal aufgewärmt hatten – etwa die von Stefan Burkhard mit seiner »Rüttlerfahrt« zum weit entfernten Parkplatz oder von Martha Breithaupts Abschiedsbrief nach dem Pilzragout.
Einen Gang aus der edlen Haute Cuisine servierten die »Minirocker« mit Miniklavier, Geige, Ukulelen und wunderbaren Soli. »Baby, guck, I drive my car« besangen sie frei nach den Beatles die außerplanmäßige Fahrt von Werner Bruckers Auto in Nachbars Garten und beobachteten Narrenrat »Pschscht« Klaus Keller beim vergeblichen Einbruch in sein eigenes Haus.
Die neuen Gerüchteköche »Vier Viertele« gaben einen super Einstand mit Comedy-Szenen aus dem Leben des Städtlebocks, der Bauhofleiter, drei Jäger und einen Polizisten vier Tage lang verseckelte. Die Frage des Abends: »Glaubsch Du eigentlich an Rehinkarnation?« Statt Rehbraten gab es dann halt genüsslich filettierte Gardefischle aus der Geschichte von Wolfachs teurem Tümpel, dessen Algen der Bauhofleiter aus Hausach mit nichts beikam.
Deftige Hausmannskost gab’s wie immer von den »Anonymen Schwarzwäldern«, die die Mägen ihres Publikums mit der Geschichte der Maus in Bächles Toaster mal kurz umdrehten. Ihr Fazit: Wenn’s im Breitenbach stinkt, kommt das nicht immer vom Biohof.
Dauerbrenner Chronik
Die »Drei Amigos« würzten ihren Hauptgang sehr pikant mit dem Taubenschiss auf dem Brautkleid der Wirtstocher aus dem »Tal der Festsauen« und landeten mit der Irrfahrt des chinesischen Lkw-Fahrers auf der Suche nach der umbenannten Straße natürlich wieder bei
der Chronik. Sie empfahlen den Chronikschreiber als Planer fürs Kinzigtalbad und für die nächste Straßenumbenennung zur »Bühler-Karle-Allee«.
Die »Gassegoscher« experimentierten beim Dessert mit der neuen Küche und rappten die vergeblichen Sportversuche des Schnurrkollegen Robby Lehmann. Der hatte viel Geld in neues Fitnessequipement investiert und scheiterte schon beim ersten Training an einem Bänderriss. Das Ressel-Trio wollte endgültig seinen Ruf der »Niveaulosen« los werden und rappte in Stil von Schillers »Glocke«, Fontanes »John Maynard« und Goethes »Faust«. Dass das Ratskellerpublikum alle erkannte, bewies nun wieder sein Niveau.
Mittlerweile war Mitternacht vorbei, man hätte längst gut gesättigt den Heimweg antreten können. Doch das Warten lohnte sich, denn die »Kellerkinder« setzten nun mit ihrem super Udo-Jürgens-Medley noch das Sahnehäubchen auf das Galamenü aus der Gerüchteküche. Sie zogen zum Schluss genüsslich den feigen Stadtrat durch den Kakao und seinen Beschluss, auch weiterhin keine Namen im Protokoll zu veröffentlichen: »Einst zum Schutz vor Profilneurose, heute wegen zu kleiner Eier in der Hose!« – »Ob Jürgen, ob Thomas oder die schwarze Dame: Aber bitte kein Name«, reimten sie frei nach Udo Jürgens und spotteten über die Angst der Räte, sie müssten »raus aus diesem ehrenwerten Haus«, wenn jeder wüsste, wer hinter welcher Fehlentscheidung steht.
Der »Udo-Jürgens-Gedächtnischor«, im Ratskeller bestehend aus Hans Hörtz und Mathias Wangler und ausgestattet mit weißen Bademänteln, machte den Genuss perfekt. Super Abgang, riesiger Beifall – und die Gewissheit, dass sich mit dem achtgängigen Menü über sieben Stunden keiner den Magen verdorben hat.
In Zahlen
Die »Original Schnurrmusikanten« verdeutlichten zum Abschied ihre Leistung in markanten Zahlen: 40 Jahre Schnurren, 60 Schnurrabende, 360 Kostüme, über 500 Auftritte auch noch im »Weißen Lamm« oder im »Grünen Baum«, 30 Jahre mit dem Bus der Gärtnerei Burkhardt 1000 Kilometer gefahren, fünf Zentner Kleingeld gesammelt und die Wirte spendeten ihnen 5000 Glas Bier. Jetzt schreiben sie ihre Chronik: »Das kann dauern!«