Handys sind in den Schulen unerwünscht
Kaum ein Schüler, der kein Smartphone besitzt – und keine Schule, die den Gebrauch nicht reglementiert. Die Kehler Zeitung hat sich umgehört, wie die hiesigen Bildungseinrichtungen den Umgang mit dem liebsten Spielzeug der »Generation Kopf unten« handhaben.
Generell sind Handys an Kehls Schulen erlaubt – aber nur in der Schultasche und im ausgeschalteten Zustand. Wenn es im Unterricht bimmelt, pingt oder vibriert, haben die Lehrer das Recht, den elektronischen Störenfried einzuziehen. Auch beim Daddeln, Filmen oder Musik hören auf dem Schulgelände ist das Handy weg. Zumindest bis Unterrichtsende. Danach kann in den meisten Schulen das Smartphone auf dem Sekretariat abgeholt werden. Ausnahme: Das Einstein-Gymnasium. Wer dort sein Handy am selben Tag wiederhaben will, muss Mama oder Papa vorschicken, ansonsten muss er bis zum nächsten Tag warten. Das wirkt: »Seit wir diese Regelung haben, wird nicht mehr so häufig gegen das Handy-Verbot verstoßen«, heißt es aus dem Sekretariat.
Eltern nicht unglücklich
»Wir handhaben das relativ streng im sportlichen Sinne«, sagt Wolfgang Panzer, Schulleiter der Wilhelmschule. Wer das Handy rauszieht, muss es abgeben und darf dem Hausmeister oder der Raumpflegerin zur Hand gehen. Wiederholungstäter müssen ebenfalls ihre Erziehungsberechtigten dazu bewegen, das eingezogene Smartphone in der Schule auszulösen. Da kann es vorkommen, dass sich Eltern Zeit damit lassen, weil sie gar nicht so unglücklich sind, wenn das Handy mal eine Weile außer Reichweite ist. In der Tulla-Realschule müssen notorische Sünder ihr Smartphone gar vor Unterrichtsbeginn abgeben und bekommen es bei Schulschluss wieder ausgehändigt. Abgegeben werden muss das Handy auch vor Prüfungen und längeren Klassenarbeiten, damit der Gang zur Toilette nicht dem unerlaubten Informationsnachschub dienen kann.
Ausnahmen gibt es aber auch. Im Einstein dürfen Schüler in der Mittagspause ihre Smartphones in der Cafeteria benutzen, in der Tulla sogar im Unterricht – aber nur im Rahmen der Medienerziehung und unter Anweisung und Aufsicht der Lehrer, wie Rektorin Barbara Künzer erläutert. Ansonsten sind von 7.35 bis 14.35 Uhr auf dem gesamten Schulgelände an der Vogesenallee Handys tabu.
»Es gibt eigentlich keinen Grund, warum ein Kind ein Handy dabeihaben muss«, sagt Christa Rolke, Konrektorin der Willstätter Gemeinschaftsschule. »Wenn irgendetwas Dringendes ist, können die Kinder jederzeit zu uns kommen.« Das Sekretariat ist übrigens in allen Schulen Anlaufstelle für wichtige Telefonate – wie früher auch, als es noch keine Handys gab.
Doch nach dem letzten Gong ist mit der von der Schulordnung diktierten Handy-Abstinenz Schluss: »Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich zwölf Schüler an der Bushaltestelle, und jeder hängt an seinem Smartphone«, berichtet Wolfgang Panzer. Ein Umstand, der auch Christa Rolke umtreibt: »Sobald die Dinger im Spiel sind, wird der Austausch untereinander nicht mehr gepflegt. Die Sozialkontakte verkümmern«, fürchtet sie.
Gefahren und Fallstricke
Smartphones werden oft nicht nur exzessiv, sondern auch unbedarft genutzt. Um die Gefahren und Fallstricke – Cybermobbing, Verletzung der Privatsphäre, Urheberrechtsverletzungen – ins Bewusstsein zu rufen, veranstalten alle Schulen regelmäßig Info-Veranstaltungen für Eltern und Schüler.
Mit der Vorbildfunktion der Eltern ist es manchmal auch nicht weit her. In Willstätt wird das Handy auch mal länger als ein Tag eingezogen, wenn das Kind auf dem Schulgelände partout nicht die Finger davon lassen kann. Da kommt es schon mal vor, dass sich die Eltern querstellen, weil der Nachwuchs ohne Handy nicht mehr jederzeit erreichbar ist. Das fängt schon bei den ganz Kleinen an.
»Vor ein paar Jahren klingelte bei einem Erstklässler bei der Einschulung in der ersten Schulstunde das Handy«, erzählt Christa Rolke. »Da rief die Mutter aus dem Foyer an und wollte wissen, wie lange das noch geht.«