Kehl/Willstätt

Handys sind in den Schulen unerwünscht

Nina Saam
Lesezeit 3 Minuten
Jetzt Artikel teilen:
01. June 2015

Kaum ein Schüler, der kein Smartphone besitzt – und keine Schule, die den Gebrauch nicht reglementiert. Die Kehler Zeitung hat sich umgehört, wie die hiesigen Bildungseinrichtungen den Umgang mit dem liebsten Spielzeug der »Generation Kopf unten« handhaben.

Generell sind Handys an Kehls Schulen erlaubt – aber nur in der Schultasche und im ausgeschalteten Zustand. Wenn es im Unterricht bimmelt, pingt oder vibriert, haben die Lehrer das Recht, den elektronischen Störenfried einzuziehen. Auch beim Daddeln, Filmen oder Musik hören auf dem Schulgelände ist das Handy weg. Zumindest bis Unterrichtsende. Danach kann in den meisten Schulen das Smartphone auf dem Sekretariat abgeholt werden. Ausnahme: Das Einstein-Gymnasium. Wer dort sein Handy am selben Tag wiederhaben will, muss Mama oder Papa vorschicken, ansonsten muss er bis zum nächsten Tag warten. Das wirkt: »Seit wir diese Regelung haben, wird nicht mehr so häufig gegen das Handy-Verbot verstoßen«, heißt es aus dem Sekretariat.

Eltern nicht unglücklich

»Wir handhaben das relativ streng im sportlichen Sinne«, sagt Wolfgang Panzer, Schulleiter der Wilhelmschule. Wer das Handy rauszieht, muss es abgeben und darf dem Hausmeister oder der Raumpflegerin zur Hand gehen. Wiederholungstäter müssen ebenfalls ihre Erziehungsberechtigten dazu bewegen, das eingezogene Smartphone in der Schule auszulösen. Da kann es vorkommen, dass sich Eltern Zeit damit lassen, weil sie gar nicht so unglücklich sind, wenn das Handy mal eine Weile außer Reichweite ist. In der Tulla-Realschule müssen notorische Sünder ihr Smartphone gar vor Unterrichtsbeginn abgeben und bekommen es bei Schulschluss wieder ausgehändigt. Abgegeben werden muss das Handy auch vor Prüfungen und längeren Klassenarbeiten, damit der Gang zur Toilette nicht dem unerlaubten Informationsnachschub dienen kann.

Ausnahmen gibt es aber auch. Im Einstein dürfen Schüler in der Mittagspause ihre Smartphones in der Cafeteria benutzen, in der Tulla sogar im Unterricht – aber nur im Rahmen der Medienerziehung und unter Anweisung und Aufsicht der Lehrer, wie Rektorin Barbara Künzer erläutert. Ansonsten sind von 7.35 bis 14.35 Uhr auf dem gesamten Schulgelände an der Vogesenallee Handys tabu.

»Es gibt eigentlich keinen Grund, warum ein Kind ein Handy dabeihaben muss«, sagt Christa Rolke, Konrektorin der Willstätter Gemeinschaftsschule. »Wenn irgendetwas Dringendes ist, können die Kinder jederzeit zu uns kommen.« Das Sekretariat ist übrigens in allen Schulen Anlaufstelle für wichtige Telefonate – wie früher auch, als es noch keine Handys gab.

Doch nach dem letzten Gong ist mit der von der Schulordnung diktierten Handy-Abstinenz Schluss: »Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich zwölf Schüler an der Bushaltestelle, und jeder hängt an seinem Smartphone«, berichtet Wolfgang Panzer. Ein Umstand, der auch Christa Rolke umtreibt: »Sobald die Dinger im Spiel sind, wird der Austausch untereinander nicht mehr gepflegt. Die Sozialkontakte verkümmern«, fürchtet sie.

Gefahren und Fallstricke

Smartphones werden oft nicht nur exzessiv, sondern auch unbedarft genutzt. Um die Gefahren und Fallstricke – Cybermobbing, Verletzung der Privatsphäre, Urheberrechtsverletzungen – ins Bewusstsein zu rufen, veranstalten alle Schulen regelmäßig Info-Veranstaltungen für Eltern und Schüler.

Mit der Vorbildfunktion der Eltern ist es manchmal auch nicht weit her. In Willstätt wird das Handy auch mal länger als ein Tag eingezogen, wenn das Kind auf dem Schulgelände partout nicht die Finger davon lassen kann. Da kommt es schon mal vor, dass sich die Eltern querstellen, weil der Nachwuchs ohne Handy nicht mehr jederzeit erreichbar ist. Das fängt schon bei den ganz Kleinen an.

»Vor ein paar Jahren klingelte bei einem Erstklässler bei der Einschulung in der ersten Schulstunde das Handy«, erzählt Christa Rolke. »Da rief die Mutter aus dem Foyer an und wollte wissen, wie lange das noch geht.«

Weitere Artikel aus der Kategorie: Kehl

Das Adventskonzert begeisterte die Senioren.
vor 17 Stunden
Kehl
Junge Musiker sorgten für festliche Stimmung in der Kinzigallee
Martin Egg (1974-2024), über viele Jahre Lokalredakteur der Kehler Zeitung.
vor 20 Stunden
Kehl
Unser wöchentliches Kehler Stadtgeflüster ist heute unserem langjährigen Kollegen Martin Egg gewidmet. Viele Zuschriften erreichten nach seinem Tod am 15. Dezember die Redaktion.
Yudet Hussein (von links), Helin Abdullah und Amr Alahmad führen ein schwieriges Gespräch über die Situation ihrer Heimat Syrien.
vor 23 Stunden
Kehl
Was wird aus Syrien nach Assads Sturz? Drei Kehler blicken auf den Machtwechsel und dessen Folgen. Werden die neuen Herrscher das Land einen und Minderheiten schützen?
Ein Mosaik, von Kindern beim Kunstprojekt hergestellt, erhält (von links) Vorsitzender Hans-Werner Hilzinger als Dank für die Förderung durch die Rhein-Stiftung von Oliver Martin und Britta Meinke von der Albert-Schweitzer-Schule Kehl. ⇒Fotos: Rolf Hoffmann
20.12.2024
Kehl
Die Rhein-Stiftung Fondation du Rhin hat im deutsch-französischen Raum seit 2020 für 33 Maßnahmen 175.895 Euro investiert. Die vielfältige Stiftungsarbeit wurde unlängst vorgestellt.
Hermann Emil Enders stellte mitten im Krieg einen Tannenbaum auf den zerstörten Trümmern der Rheinbrücke zwischen Deutschland und Frankreich auf.
20.12.2024
Kehl
Zwei Geschichten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg zeigen auf, dass der Geist von Weihnachten überall leuchten kann. Und dass sich der Mut lohnt, Hoffnung zu säen.
Die Ermittlungen zum Brand am 4. Februar sind abgeschlossen.
20.12.2024
Kehl
Nach dem Brand eines Wagens beim Kehler Fasnachtsumzug im Februar wurden die Ermittlungen wegen Körperverletzung eingestellt. Brandursache sei ein Defekt an einer Leitung gewesen.
20.12.2024
Kehl
Die Bundespolizei nahm am Donnerstag einen algerischen Staatsangehörigen in Kehl fest. Bei einer Kontrolle wurde festgestellt, dass der 25-Jährige mit einem Haftbefehl gesucht wurde mit dringendem Tatverdacht auf Vergewaltigung und sexueller Nötigung.
Manuel Baltazar-Clemente aus Portugal und Ligia Luminita Schöner aus Rumänien vermengen ihre heimatlichen Bräuche und Traditionen zu einem internationalen Weihnachtsfest.
19.12.2024
Kehl
Welche Bräuche und Traditionen rund ums Fest gibt es in anderen Ländern, aus denen Kehler ursprünglich kommen und wie feiern sie hier? Teil 4 unserer Mini-Serie.
Giuseppina Kux hat zwar viel Freude an den schnurrenden Fellnasen, macht sich aber auch viele Sorgen, wie sie die Kätzchen in Zukunft durchbringen soll.
19.12.2024
Kehl
Das Kehler Tierheim platzt aus allen Nähten. Immer öfters behandeln Halter ihrer Haustiere wie Wegwerfware. Giuseppina Kux hofft auf ein Umdenken von Menschen und Staat.
Die Firma Maja fertigt Maschinen für die Lebensmittelherstellung.
19.12.2024
Kehl - Goldscheuer
Die Maschinenbaufirma Maja aus Goldscheuer gehört zu den "Hidden Champions", den Unternehmen, die weltweit in ihrer Sparte an der Spitze stehen.
19.12.2024
Kehl
Ein 40-jähriger Franzose steht im Verdacht eine 26-jährige Joggerin Anfang November in Kehl geschlagen zu haben. Ein Passant habe nach einem Zeugenaufruf den Tatverdächtigen wiedererkannt. Den 40-Jährigen erwartet nun eine Anzeige wegen Körperverletzung.
Sportredakteur Thomas Kastler (links) las aus seinem Buch vor, in dem er interessante und kuriose Geschichten versammelt hat. Rechts Martin Wagner.
19.12.2024
Kehl
"Sport trifft Wirtschaft" beim KFV: Ortenauer Spitzensportler, Autor Thomas Kastler und Sportler-Betreuer zu Gast im KFV-Vereinsheim bei Präsident Claus Haberecht.

Das könnte Sie auch interessieren

- Anzeige -
  • Junge Fachkräfte finden viele Karrierechancen in der Ortenau. 
    vor 16 Stunden
    Die Ortenau bietet viele Karrierechancen
    Der Heimatbesuch zum Fest kann für junge Fachkräfte, die ihren Job und ihren Standort wechseln wollen, eine Riesenchance sein.
  • Seit der Gründung im Jahr 1994 ist das Schwarz-Team auf 50 Mitarbeitende angewachsen.
    07.12.2024
    Schwarz GmbH in Berghaupten feiert 30-jähriges Jubiläum
    Gegründet von Michael Schwarz in einer Mietwohnung in Gengenbach, entwickelte sich das Unternehmen zum regionalen Ansprechpartner rund um Elektro- und Sicherheitslösungen. 50 Mitarbeitende – Meister, Gesellen und Fachkräfte kümmern sich um die Belange der Kunden.
  • Das Team von Möbel-Seifert geht neue Wege und hat einen YouTube-Kanal auf die Beine gestellt. Links: Emanuel Seifert, rechts Sebastian Seifert. 
    07.12.2024
    Inspiration, Tipps und Einblicke in die Welt des Möbelkaufs
    Möbel Seifert, einer der führenden Möbel- und Küchenhändler in der Region, geht neue digitale Wege und startet seinen eigenen YouTube-Kanal. Ab sofort erhalten Kunden, Designliebhaber, Möbel- und Kücheninteressierte exklusive Einblicke und praktische Tipps.
  • Abschied: In diesem Jahr verzaubert der Triberger Weihnachtszauber zum letzten Mal die Besucher.
    06.12.2024
    25. bis 30. Dezember: Triberger Weihnachtszauber sagt Adieu
    Zum letzten Mal lädt der "Triberger Weihnachtszauber" vom 25. bis 30. Dezember seine Besucher aus ganz Europa in eine zauberhafte Weihnachtswelt mit einer Million Lichtern an Deutschlands höchsten Wasserfällen ein.