Parkplätze statt Denkmal?
In Oppenau gibt es zwei Kriegerdenkmale, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Das eine wurde 1921 für die Pfarrkirche geschaffen und steht jetzt an der Friedhofskapelle, das andere im Stadtpark entstand 1934 und ist jetzt infrage gestellt.
Am morgigen Sonntag ist Volkstrauertag, und traditionell findet in Oppenau die Gedenkfeier zur Ehrung der Kriegstoten und Vermissten zweier Weltkriege am Ehrenmal im unteren Stadtpark statt. Bei dem am 3. Juni 1934 eingeweihten Mahnmal handelt es sich um ein auffälliges Denkmal: Auf einem großen quaderförmigen Sockel steht ein bewaffneter Soldat mit einer Handgranate in der rechten Hand, und zu seinen Füßen kauert ein wohl zu Tode verwundeter Kamerad. Zu Füßen der Soldaten ist diese Inschrift zu lesen: »Wenn Tausend einen Mann erschlagen das ist nicht Sieg nicht Ruhm nicht Ehr! Und heißen wird’s in späten Jahren gesiegt hat doch das Deutsche Heer!«
Der martialische Zuschnitt, aber noch mehr die Inschrift, gibt immer wieder Anlass zur Diskussion. Vor einigen Jahren waren die Teilnehmer des Volkstrauertaggedenkens einmal dadurch überrascht worden, dass das Kriegerdenkmal mit Farbe verunstaltet war. Seit einiger Zeit macht in Oppenau nun die Kunde die Runde, das Ehrenmal im Stadtpark solle entfernt werden, weil es nicht mehr zeitgemäß sei, insbesondere aber wegen der Darstellung und wegen des Textes.
Tatsächlich gibt es laut ARZ-Informationen im Gemeinderat Überlegungen, die von Versetzen, Zischenlagern bis zum gänzlichen Entfernen des Denkmals reichen. Hintergrund ist jedoch nicht dessen Gestaltung selbst, sondern der Bedarf zusätzlicher Parkmöglichkeiten im Stadtkern.
Krasser Gegensatz
Das Denkmal an der Nordwand der Friedhofskapelle bildet einen krassen Gegensatz zu dem vom damaligen Krieger-Verein Oppenau erstellten Denkmal im Stadtpark. Es wurde für die Pfarrkirche St. Johannes der Täufer geschaffen und am 6. November 1921 zur Mahnung an die Toten des Ersten Weltkrieges eingeweiht. Sein Schöpfer war Bildhauer Kramer aus Offenburg. Es führt das Kriegselend am Beispiel einer Familie, die Renchtäler Tracht trägt, eindringlich vor Augen. Der Blick des Betrachters richtet sich zunächst auf einen tödlich verwundeten Soldaten, der sich mit der linken Hand aufstützt, während die rechte zum Herzen greift. Der Stahlhelm liegt am Boden. Auf der rechten Seite der Darstellung befindet sich die Ehefrau mit einem kleinen Kind auf dem Arm, ein Mädchen steht vor ihr. Gegenüber befindet sich ein älteres Paar, wohl die Eltern des Soldaten. Die beherrschende Mitte des Werkes ist Christus, der den Sterbenden und das Mädchen, das sich auf das Knie des Erlösers stützt, umfasst.
47 Jahre lang blieb dieses aus Lindenholz geschaffene Kunstwerk in der Pfarrkirche, in der es aber nach der großen Renovation im Jahr 1968 keinen Platz mehr fand. Danach war es etliche Zeit mehr oder weniger vergessen, bis man sich des Hochreliefs bei der Neugestaltung des Friedhofes wieder erinnerte: Als Ersatz und Gedenkstätte für die Gefallenen der beiden Weltkriege, deren Gräber (die sogenannten »Heldengräber«) auf dem Oppenauer Friedhof man nicht weiter erhalten wollte. Am 23. Juni 1984 wurde die Gedenkstätte eingeweiht.
Kommentar
Eine denkbare Lösung
Das Kriegerdenkmal im Oppenauer Stadtpark wegen seiner kriegerischen Gestaltung abzureißen, ist ebenso wenig zu akzeptieren wie der Vorschlag, es irgendwo zwischenzulagern. Dann wäre es wohl genauso für immer verschwunden. Die einzige denkbare Lösung wäre, es im Stadtpark ein Stück zu versetzen. Denn trotz seines martialischen Aussehens und der immer wieder beanstandeten Inschrift sollte es erhalten bleiben. Erstens ist es ein historisches Zeitzeugnis und zweitens könnte es gerade durch seine Art auch künftigen Generationen als Mahnung dienen. Eine kleine Tafel könnte eine Hilfe sein. Ein weiterer Grund für die Erhaltung im Stadtpark sind die Feiern zum Volkstrauertag.
Der Vorschlag, sie auf den Friedhof zu verlegen, geht an der Wirklichkeit vorbei. Vom Platz abgesehen, stellt sich die Frage, wer außer den »offiziellen« Teilnehmern von den ohnehin weniger gewordenen »zivilen« Personen zu diesem abgelegenen Ort noch kommen würde.
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